18.11.2009

FAO-Gipfel: Eine Milliarde hungern, konkrete Zusagen bleiben aus

Es ist eine Farce: Erst einen Monat ist es her, dass die UN-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft (FAO) den erschreckenden Rekordwert von über einer Milliarde Hungernden meldete. Doch statt auf dem Welternährungsgipfel in Rom konkrete Maßnahmen zu verabschieden, wurde die ?Beendigung des Hungers? in der Abschlusserklärung lediglich als ?strategisches Ziel? festgelegt. Finanzielle Zusagen fehlen jedoch völlig.


Es sind wieder einmal wage und keine neuen Absichtserklärungen, die die Mitgliedsländer der FAO auf dem Welternährungsgipfel in Rom verabschiedeten. So bekräftigten sie in der italienischen Hauptstadt zwar erneut die Umsetzung des ersten Millenniumszieles, wonach der Anteil der Hungernden bis 2015 halbiert werden soll, doch ?ist dies kein neues Ziel und deshalb nichts, was die internationale Gemeinschaft im Kampf gegen den Hunger voran bringt?, erklärt die Beauftragte der UN-Millenniumkampagne Deutschland, Dr. Renée Ernst, ?was wir dringend brauchen sind finanzielle Zusagen, die die Landwirtschaft der Kleinbauern in den Entwicklungsländern nachhaltig unterstützen.?

Begrüßenswert ist der Ansatz der Mitgliedsländer, die Entsendung von Nahrungsmitteln kritisch zu betrachten. Statt auf Nahrungshilfen will die internationale Gemeinschaft zukünftig auf Hilfsinvestitionen setzen, die die armen Länder in die Lage versetzen soll, selbst genügend Lebensmittel zu produzieren. In Rom wurde dazu zwar formal eine globale Partnerschaft für Landwirtschaft und Ernährungssicherheit gegründet, wie diese neue Plattform jedoch konkret helfen wird, blieb unklar.

?Es ist fraglich, warum der Gipfel als erfolgreich bewertet wurde?, so Ernst, ?denn solange Europa an den wettbewerbsverzerrenden Agrarexportsubventionen festhält, wird sich die Lage für die Kleinbauern in den Entwicklungsländern nicht verbessern.?

Auch die Hilfsorganisation MISEROR kritisierte die Unzulänglichkeit der Abschlusserklärung: ?Die Abhängigkeit von teuren Betriebsmitteln wie Hybridsaatgut und chemischen Düngemitteln hat bisher Millionen von Bauern in die Verschuldungsfalle gebracht. Um ihre Produktivität und ihr Einkommen auf Dauer zu verbessern, muss deswegen eine Landwirtschaft gefördert werden, die mit wenig externen Betriebsmitteln auskommt und auf das Knowhow und Entwicklungspotential der Bauern setzt", erklärt die Ernährungsexpertin von MISEROR, Alicia Kolmans.

In Rom wurden diese konkreten Maßnahmen jedoch ausgespart? wie so oft in den vergangenen Monaten. Statt die Ursachen für den weltweiten Hunger zu bekämpfen, wurden wieder einmal halbherzige Versprechen ohne konkrete Zeitfenster gemacht. Fast vergessen scheint die Zusage der G8-Länder vom Juli diesen Jahres, 20 Milliarden für die Förderung der Landwirtschaft in armen Ländern bereit zu stellen. ?Um den Hunger effektiv zu bekämpfen, sind 40 Milliarden jährlich notwendig?, erklärt Ernst, ?wenn noch nicht einmal die Hälfte dieser Summe mobilisiert werden kann, ist das ein echtes Armutszeugnis auf Kosten der Ärmsten dieser Welt.?

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