STAND UP DEUTSCHLAND UN-Millenniumkampagne

Für Frauen ist Bildung besonders wichtig. Denn Bildung macht selbstbewusst. Und selbstbewusste Frauen bilden leichter Netzwerke und begehren schneller gegen ungerechte Situationen auf.

Die Logik ist einfach: Ohne Frauen ist keine Entwicklung möglich. Entwicklung ist nicht ohne Bildung möglich. Daraus folgt: Frauen müssen einen besseren Zugang zu Bildung bekommen.

Bildung ist der Schlüssel zur Überwindung der weiblichen Unmündigkeit. Gebildete Frauen sind wirtschaftlich unabhängiger von ihren Familien, können Arbeiten außerhalb des eigenen Zuhauses annehmen und sind somit nicht gezwungen aus materieller Not heraus zu heiraten.

Doch das ist nur der Anfang. Um das weibliche Potential voll auszuschöpfen, ist eine echte Gleichstellung der Geschlechter notwendig. Das beginnt beim Anteil der Mädchen an den Grundschulkindern und endet bei der Quote der Frauen im nationalen Parlament.

Nicht zuletzt ist die Stärkung der Rolle der Frau für den Kampf gegen die Armut bedeutsam. Denn Frauen bilden den Großteil der als extrem arm eingestuften Menschen auf der Welt.

Teilziel 5: Das Geschlechtergefälle in der Primar- und Sekundarschulbildung beseitigen, möglichst bis 2005 und auf allen Bildungsebenen bis spätestens 2015.

Indikatoren:

  • Verhältnis Mädchen/Jungen in der Primar-, Sekundar- und Tertiärbildung
  • Verhältnis weibliche/männliche Alphabeten (15- bis 24-Jährige)
  • Anteil der Frauen an den nichtselbständigen Erwerbstätigen im Nicht-Agrarsektor
  • Sitzanteil der Frauen in den nationalen Parlamenten

ENTWICKLUNG IN ZAHLEN:

Der Grund für die Heraushebung von Frauen innerhalb der MDGs liegt insbesondere an den geschlechtsbedingten Disparitäten unter den in Armut lebenden Menschen. Nach dem Weltbevölkerungsbericht 2008 des Bevölkerungsfonds der Vereinten Nationen (UNFPA) sind 70 Prozent der 130 Millionen Kinder, die keine Schule besuchen, Mädchen und zwei Drittel der 960 Millionen Menschen weltweit, die nicht lesen und schreiben können, Frauen.

Die Zielvorgabe, geschlechtsspezifische Disparitäten bei der Grund- und Sekundarschulbildung bis 2005 zu beseitigen, wurde von den UN-Mitgliedsstaaten verfehlt. So hatten 2007 von den 171 Ländern, für die Daten vorlagen, lediglich 53 die Geschlechterparität (vom Statistischen Institut der UNESCO definiert als ein zwischen 97 und 103 liegendes Verhältnis Mädchen/Jungen bei der Einschulung) im Grund- und Sekundarschulbereich erreicht. 1999 waren es lediglich 34 Länder.

Im Sekundarschulbereich ist das Geschlechtergefälle jedoch stärker ausgeprägt, als auf höheren Bildungsebenen. Hier zeichnet sich ein ganz anderes Bild ab: Weltweit besuchen mehr junge Frauen als Männer tertiäre Bildungseinrichtungen. In diesem Bereich ist das Verhältnis Mädchen/Jungen von 96 im Jahr 1999 auf 108 im Jahr 2007 gestiegen. Jedoch gibt es zwischen den Regionen große Unterschiede: In den entwickelten Regionen -wie den GUS-Ländern, Lateinamerika und der Karibik sowie in Südostasien- besteht ein starkes Geschlechtergefälle zugunsten von Mädchen. In Afrika südlich der Sahara, Südasien und Ozeanien sind weitaus weniger Studentinnen als Studenten in den tertiären Bildungsbereich vorgedrungen.

Insbesondere die Lebensbedingungen von Mädchen sind für ihren Bildungsweg entscheidend: Mädchen aus armen Haushalten oder ländlichen Gemeinden sind im Bildungsbereich deutlich im Nachteil. Eine Analyse des Grundschulbesuchs in 108 Entwicklungsländern -aufgeschlüsselt nach Wohnort und relativem Haushaltseinkommen- ergab, dass in Städten sowie bei den reichsten 40 Prozent der Haushalte Geschlechterparität besteht. Mädchen, die in ländlichen Gegenden oder ärmeren Haushalten aufwachsen werden hingegen eher von der Grundschulbildung ausgeschlossen.

Die Erwerbsbeteiligung von Frauen außerhalb des Agrar-Sektors nimmt zwar weiter zu, dennoch arbeiten viele Frauen weiterhin in schwächeren oder unbezahlten Positionen. So befinden sich zwei Drittel aller beschäftigten Frauen in prekären Beschäftigungsverhältnissen, entweder als Familienarbeitskräfte oder als Selbständige. Durch die globale Wirtschafts- und Finanzkrise wurden die Arbeitsmärkte weltweit in Mitleidenschaft gezogen. Nach Schätzungen der Internationalen Arbeitsorganisation (IAO) könnte die weltweite Arbeitslosenquote 2009 auf 6,3 bis 7,1 Prozent ansteigen; für Frauen auf 6,5 bis 7,4 Prozent und für Männer auf 6,1 bis 7,0 Prozent.

Zudem zeigen neuere Daten, dass die Frauenarbeitslosigkeit durch die Krise zukünftig rascher ansteigen wird, während sich der Anstieg der Arbeitslosigkeit bei Männern insgesamt verlangsamt. Grund hierfür ist die schlechte Auftragslage innerhalb der von den Frauen dominierten Industrie- und Dienstleistungsbereichen.

Der politische Einfluss von Frauen wächst stetig, wenn auch sehr langsam. 2009 belegen Frauen weltweit 18 Prozent der Sitze in den nationalen Parlamenten. 2000 betrug die Quote 11 Prozent. Nordafrika und das westliche Asien mit je acht und neun Prozent sowie Ozeanien mit nur 2,5 Prozent liegen am Ende der Tabelle. Als Vorbild fungiert Ruanda, wo im Jahr 2008 56 Prozent der Abgeordneten weiblich waren – die beste Quote weltweit. Im Parlament der Afrikanischen Union müssen sogar mindestens die Hälfte der Plätze von Frauen belegt sein. Hoffnung macht zudem die Entwicklung in einigen arabischen Staaten: In Kuwait durften bei den Parlamentswahlen 2006 erstmals Frauen gewählt werden, im Mai 2009 bekamen vier von ihnen bekamen ein Mandat.

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