21.10.2009

Weltrekord! 173 Millionen Menschen nehmen am Stand Up 2009 teil

Die Erwartungen wurden sogar noch übertroffen: In mehr als 120 Ländern nahmen 173 Millionen Menschen vergangenes Wochenende an über 3000 Stand Up-Events teil, um von ihren Politkern die Umsetzung der Millenniumsziele einzufordern. Damit erreicht der Stand Up 2009 nicht nur einen neuen Guinness-Weltrekord, sondern erhält auch eine ungeheure politische Symbolkraft: "Dieses Wochenende haben viele engagierte Menschen in Deutschland und der ganzen Welt eine klare Botschaft an die Regierenden gesandt," erklärt Dr. Renée Ernst, Beauftragte der UN-Millenniumkampagne. "Sie erwarten von den Politikern, trotz Finanzkrise die Belange der armen Länder in ihren Entscheidungen zu berücksichtigen. Wir werden nicht hinnehmen, dass die Armen dieser Welt die Folgen der Wirtschaftskrise, der Nahrungsmittelkrise und des Klimawandels ertragen müssen, die sie nicht zu verantworten haben."


Eines ist nach diesem Wochenende klar: Entschuldigungen oder Ausreden, die die Regierenden oft suchen, um fehlende Gelder oder mangelnde Fortschritte in der Entwicklungszusammenarbeit zu rechtfertigen, werden immer schwieriger zu finden sein. Denn 173 Millionen Menschen wissen sehr genau, was sie wollen: "Die Umsetzung der Millenniumsziele hat für die Bürgerinnen und Bürger oberste Priorität", erklärt Salil Shetty, Direktor der UN-Millenniumkampagne. Die enorme Beteiligung am Stand Up 2009 habe gezeigt, dass "es eine massive Nachfrage der Weltbevölkerung nach einer gerechteren Welt gibt. Entschuldigungen für verpatzte Versprechen werden nicht mehr akzeptiert."

Weltweit nutzten Aktivisten den Aktionstag, um ihren Forderungen an die eigene Regierung Gehör zu verschaffen. Während in Asien mehr als 100 Millionen Menschen gegen Armut aufstanden, nahmen in Afrika 37 Millionen Menschen, in der arabischen Welt mehr als 31 Millionen und in Europa mehr als zwei Millionen am Stand Up 2009 teil. In Lateinamerika beteiligten 200.000 Menschen an dem globalen Event, in Nordamerika fast 200.000 und in Ozeanien mehr als 170.000 Menschen. "In Deutschland waren es über 80.000 Menschen, die die Bundesregierung an ihre politischen Versprechen erinnert haben", erklärt Ernst. Den Deutschen sei es wichtig, dass die Millenniumsziele in den Koalitionsvertrag aufgenommen würden und sich alle Fachministerien stärker als bisher im Kampf gegen extreme Armut und Hunger beteiligen.

Beispiele beeindruckender Stand Up Aktionen gibt es weltweit: In Indien nutzten Aktive landesweit den Stand Up, um die Qualität von Gesundheitszentren und Schulen zu prüfen und von der Regierung Verbesserungen einzufordern. In Peru zeigten Nichtregierungsorganisationen mit einem "Schattenbudget", wie sich der Staatshaushalt besser zur Armutsbekämpfung einsetzen ließe. In Uganda wurden Kommunen ausgezeichnet, die sich bereits vorbildlich für die Umsetzung der Millenniumsziele einsetzen.

Das war der Stand Up 2009

Beispiele beeindruckender Stand Up Aktionen gibt es weltweit:

 

  • In New York stand UN-Generalsekretär Ban Ki-Moon vergangenen Freitag gemeinsam mit Schülerinnen und Schülern für die Millenniumsziele auf.

  • Trotz der Wirbelsturmkatastrophe, die die Philippinen kurz vor dem Stand Up traf, beteiligten sich 35,5 Millionen Menschen im Rahmen der lokalen Millenniumentwicklungsziele-Kampagne am Stand Up.

  • In Nepal wurde der Auftakt der Stand Up-Veranstaltungen sogar live im Fernsehen übertragen: Präsident Ram B. Yadav selbst las die Stand Up Erklärung vor laufenden Kameras vor. Begleitet wurde der Stand Up von einem Konzert im Herzen der Hauptstadt Kathmandu.

  • In Norman, Oklahoma, erhoben 50.000 U2-Fans im Rahmen eines Konzerts der irischen Rockband ihre Stimme.

  •  Von Kapstadt nach Kairo, von Accra nach Kampala: Millionen Afrikanerinnen und Afrikaner standen in Kirchen, Moscheen, Schulen, auf Märkten und in den Straßen auf, um ihre Regierungen aufzufordern, die Armut und Ungleichheit im eigenen Land endlich zu beenden.

  • In Südafrika nutzen die Mitbewohnern der erfolgreichen TV-Show "Big Brother" ihre Popularität, um leidenschaftliche Appelle an die führenden Politiker dieser Welt zu richten: Sie forderten insbesondere die afrikanischen Staats-und Regierungschefs auf, die Müttersterblichkeit zu stoppen sowie der globalen Armut und dem Klimawandel entgegen zu wirken.

  • In Nigeria erinnerte der legendäre afrikanische Künstler Femi Kuti im Rahmen eines Stand Ups über 60.000 Besucher an die Bemühungen seines verstorbenen Vaters Fela Kuti, Armut und Ungerechtigkeit im eigenen Land zu bekämpfen. Femi forderte die Teilnehmer auf, mehr Gerechtigkeit von den Regierenden zu fordern und bezichtigte die Politiker, Nigeria durch Korruption und Missmanagement öffentlicher Gelder immer weiter zu schaden.

  • Auf dem Federation Square in Melbourne organisierte die Initiative "Make Poverty History, Australia" gemeinsam mit der australischen Hilfsorganisation AusAID ein Live-Konzert der afrikanischen Band Diafrix.

  • In Italien nahmen mehr als 400.000 Menschen an 200 Sportveranstaltungen teil, um gemeinsam aufzustehen. Die Bewohner von L'Aquila, welche im Frühjahr diesen Jahres von einem verheerenden Erdbeben getroffen wurden, organisierten zum Beispiel einen Marathon, um ihre Unterstützung im weltweiten Kampf gegen Armut zu demonstrieren.