22.07.2009

Weltklimarat: ?G8 hat Klimaziele ignoriert?

Endspurt für die Klimapolitik: Auf dem Weltklimagipfel in Kopenhagen soll im Dezember über ein neues Kyoto-Protokoll entschieden werden. Doch bereits jetzt gibt es erhebliche Unstimmigkeiten darüber, in welchem Ausmaß der Klimawandel bekämpft werden muss. Zwar einigten sich die führenden Industrienationen auf dem G8-Gipfeltreffen im italienischen L?Aquila Mitte Juli darauf, die C02-Emission bis 2050 zu halbieren, doch auf ein gemeinsames Zwischenziel für die Emissionssenkungen bis 2020 legten sie sich nicht fest. Zehn Tage nach dem Gipfeltreffen hat der Weltklimarat die Klima-Beschlüsse der G8-Staaten deswegen auf einer gestrigen Pressekonferenz kritisiert und vor einem Scheitern des geplanten Klimaabkommens in Kopenhagen gewarnt.


Der Vorsitzende des Weltklimarats, Rajendra Pachauri, kritisiert die Beschlüsse des G8-Gipfels in Italien zum Klimaschutz. Quelle: www.epo.de

?Die G8 müssen schnellstens konkretere Schritte vereinbaren?, erklärte Rajendra Pachauri, Vorsitzender des Weltklimarats gestern in New York, ?die Welt muss sicherstellen, dass der Ausstoß der Treibhausgase 2015 den Höchstpunkt erreicht und danach sehr rasch fällt.? Das bedeute bis zum Jahr 2020 tiefe Einschnitte bei den Emissionen. Nur so könne sichergestellt werden, dass die G8 ihr Ziel erreichen, die Erderwärmung im Vergleich zum Beginn des Industriezeitalters auf zwei Grad Celsius zu begrenzen. Pachauri mahnte außerdem, dass reiche wie arme Länder Maßnahmen beschließen müssten, um die Folgen des Klimawandels abzumildern.

Auch UN-Genralsekretär Ban Ki-moon kritisierte im Anschluss an das Gipfeltreffen in Italien die Klima-Beschlüsse der G8-Staaten: ?Die Zielsetzung der G8 ist ohne ambitionierte mittelfristige Ziele nicht glaubwürdig. Die Zeit für halbe Maßnahmen ist längst vorbei. Um die Menschen und unseren Planeten für die ernsteste Herausforderung zu wappnen, mit der die Menschheit jemals konfrontiert gewesen ist, benötigen wir die persönliche Führungskraft eines jeden Staatsoberhaupts sowie eine gute Zusammenarbeit unter ihnen.?

Um grundlegende Meinungsverschiedenheiten vor Kopenhagen aus dem Weg zu räumen, lädt UN-Generalsekretär Ban Ki-moon die Staats- und Regierungschefs deswegen im September zu einem Klimagipfel nach New York ein. ?Um in Kopenhagen zu einem Ergebnis zu kommen, sind noch gewaltige Meinungsverschiedenheiten beizulegen. Das Treffen wird helfen, diese Differenzen zu überbrücken?, so Ki-moon. Auch sei noch immer sei unklar, in welchem finanziellen Umfang die Industrienationen den Ländern des Südens dabei helfen werden, ihre Emissionen zu reduzieren und Anpassungsmaßnahmen an die Klimaveränderungen durchzuführen.

Dabei tragen die Ärmsten die Hauptlast des Klimawandels. Bereits heute sind jedes Jahr rund 250 Millionen Menschen von klimabedingten Naturkatastrophen betroffen. Nach dem Bericht ?The Right to Survive? der Nichtregierungsorganisation Oxfam wird die Zahl der durch den Klimawandel in Not geratenen Menschen bis 2015 sogar auf jährlich 375 Millionen anwachsen.

?Der Klimawandel bedroht die Umsetzung der Millenniumsziele immer mehr?, erklärt Dr. Renee Ernst von der UN-Millenniumkampagne, ?die Industrieländer müssen schnellstens umsteuern und verstärkt in erneuerbare Energien und Technologien zum Klimaschutz investieren.? Dabei würden Arbeitsplätze geschaffen und die Entwicklungsländer in ihren Klimaschutzmaßnahmen unterstützt. ?Spätestens in Kopenhagen müssen sich die Industrienationen außerdem dazu bekennen, die Länder des Südens finanziell zu unterstützen, um den Klimawandel gemeinsam zu stoppen?, so Ernst.

 

 

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