07.04.2010

Weltgesundheitstag: Action for Global Health appelliert an EU

Der Titel des neuen Berichts des Netzwerkes Action for Global Health (AfGH) bringt es auf den Punkt: „Bestandsaufnahme 2010: Die Zeit zur Verwirklichung der gesundheitsbezogenen Millenniumentwicklungsziele wird knapp“ heißt der Report, der heute anlässlich des Weltgesundheitstags veröffentlicht wurde. Darin fordert das Bündnis aus 15 europäischen Nichtregierungsorganisationen die Geberländer eindringlich auf, ihre Anstrengungen zu verstärken, um in den verbleibenden fünf Jahren die MDGs zu erreichen.


 

Der heute von AfGH veröffentlichte Bericht legt anhand von zahlreichen Fallbeispielen dar, dass die Umsetzung der gesundheitsbezogenen MDGs von drei entscheidenden Faktoren abhängt: Zum einen muss es in den Entwicklungsländern eine flächendeckende, kostenlose Gesundheitsversorgung für die Menschen geben, die die Kosten nicht eigenständig aufbringen können. Zum anderen ist die Bereitstellung von qualifiziertem Fachpersonal immens wichtig für den Zugang zu  überlebenswichtigen Gesundheitsleistungen. Der dritte entscheidende Faktor ist laut dem Bericht  die  Beteiligung der Gemeinden, die unter mangelnden Gesundheitsdiensten leiden:  „Die effektivsten Maßnahmen sind diejenigen, bei denen die Betroffenen befähigt werden, ihre Probleme selbst zu lösen“, erklärt Dr. Nadja Jacubowski, Referentin für Gesundheit von terre des hommes.

AfGH zeigt an vielen Länderbeispielen wie schlecht es um die medizinische Versorgung in den Ländern des Südens steht: Während in Europa auf 10.000 Menschen 32 Ärzte kommen, sind es in Afrika lediglich zwei. „Man ist müde. Man ist frustriert, denn es gibt zu viel zu tun. Man hat 45 bis 50 Entbindungen pro Tag. Es ist extrem anstrengend“, lässt der Bericht die Oberschwester eines Hospitals in Lilongwe, Malawi, zu Wort kommen. Der Frust von Ruth Mwala ist gerechtfertigt, da in den 80er Jahren wegen besserer Verdienstmöglichkeiten viele medizinische Fachkräfte nach Europa auswanderten, steht es heute schlecht um die medizinische Versorgung Malawis.

Gerademal 8000 ausgebildete Krankenschwestern gibt es in dem 15 Millionen großen Binnenstaat an der Ostküste Afrikas. Der Bericht belegt, dass Malawi kein Einzelfall darstellt: In dem Distrikt Kitgum im Nordens Uganda gibt beispielweise nur einen Arzt für 280.000 Einwohner. Schuld daran sind auch die schlechten Gehälter: nur 100 US-Dollar pro Monat verdient ein Facharzt in Kitgum.

Angesichts der mangelnden Gesundheitsversorgung ist es „dringend notwendig, dass die wirtschaftsstarken Staaten ihre Entwicklungshilfe für Gesundheit auf 0,1 Prozent ihres Bruttonationaleinkommens steigern“, erklärt Stephan Kreischer, Gesundheitsreferent der Welthungerhilfe. Damit sollen eine kostenlose flächendeckende Gesundheitsversorgung geschaffen und medizinische Fachkräfte eingesetzt werden.

Traurig und ärgerlich sei besonders, dass die EU noch immer nicht verstünde, dass auf diesem Weg auch Kosten eingespart würden. So koste Malaria die afrikanische Wirtschaft jedes Jahr rund zwölf Milliarden US-Dollar. „Für einen Bruchteil dessen könnte die Krankheit unter Kontrolle gebracht werden“, erklärt Kreischer. Da nur noch fünf Jahre bis zum Zieldatum der MDGs verblieben, müssten die Geberländer schnell handeln, um das Recht auf Gesundheit für jeden Menschen zu erfüllen.

Relevante Informationen:

  • Hier gibt es den vollständigen Bericht von AfGH zum Downloaden
  • Die offizielle Webseite von AfGH bietet zahlreiche Informationen rund um die gesundheitsbezogenen MDGs