04.02.2010

Weltbildungsbericht 2010: Finanzkrise bedroht Bildungschancen

Der UNESCO-Weltbildungsbericht 2010 warnt: Die globale Finanzkrise bedroht die Bildungschancen in den ärmsten Ländern. Sinkendes Wirtschaftswachstum, steigende Armut und erhebliche Sparzwänge gefährden laut dem Bericht die Bildungsfortschritte der vergangenen zehn Jahre. 72 Millionen Kinder im Grundschulalter besuchen weltweit noch immer keine Schule. „Dabei können wir es uns nicht leisten, eine verlorene Generation von Kindern ohne Zugang zu Bildung zu schaffen und ihnen damit die Chance auf einen Ausweg aus der Armut zu nehmen“, erklärte UNESCO-Generaldirektorin Irina Bokowa bei der Vorstellung des Berichts in New York.


Während sich die Industrienationen dank staatlicher Konjunkturpakete wirtschaftlich erholen, leiden die Entwicklungsländer weiter unter vermindertem Wachstum. Laut dem Weltbildungsbericht der UNESCO hat das vor allem Konsequenzen für die Finanzierung des Aktionsplans „Bildung für alle“ (Education for All, EFA), der 2000 auf dem Weltbildungsforum in Dakar beschlossen wurde. Der Aktionsplan sieht vor, bis 2015 allen Kindern Zugang zu unentgeltlicher und qualitativ hochwertiger Grundschulbildung zu ermöglichen.

Rund 72 Millionen Kinder im Grundschulalter und 71 Millionen Jugendliche besuchen dem Weltbildungsbericht zufolge weltweit keine Schule. Denn, obwohl viele arme Länder immense Fortschritte im Bildungsbereich vorweisen können, laufen die Entwicklungen insgesamt zu langsam, um die in Dakar festgelegten Bildungsziele bis 2015 zu erreichen. Nach Einschätzung der UNESCO werden deswegen auch 2015 noch 56 Millionen Kinder im Grundschulalter keine Schulbildung erhalten.

Ein weiterer Grund für die mögliche Verfehlung des Bildungsziels ist zudem das grundlegende Problem, dass viele Regierungen die am stärksten Marginalisierten in keinerlei Bildungsprogramme einbinden. Denn Armut stellt nach Einschätzungen der UNESCO eins der schwerwiegendsten Probleme für eine Benachteiligung in der Bildung dar. „1, 4 Milliarden Menschen haben täglich nur 1,25 US-Dollar zum Überleben“, kommentiert Dr. Renée Ernst von der UN-Millenniumkampagne die Ergebnisse des Berichts, „unter diesen Umständen kann man sich Schulgebühren nicht leisten, statt dessen müssen die Kinder häufig mitarbeiten um das Überleben zu sichern.“ Die Erreichung der Millenniumentwicklungsziele gehe deswegen Hand in Hand mit der Verwirklichung der EFA-Ziele. „Nur, wenn die Staats- und Regierungschefs die Armutsbekämpfung stärker fördern und Schulgebühren abschaffen werden sie Erfolge im Bildungsbereich verzeichnen können.“

Die UNESCO beklagt jedoch, dass viele Geberländer für die Erreichung der universellen Grundschulbildung nicht genügend finanzielle Mittel zur Verfügung stellen. Der Bericht schätzt, dass einkommensschwache Länder zwar zusätzlich sieben Milliarden US-Dollar pro Jahr für Bildung aufbringen könnten, doch selbst dann bliebe eine Finanzlücke von 16 Milliarden US-Dollar jährlich für 46 arme Länder.Um schnellstmöglich Lösungsstrategien für die Bildungsdefizite in den Ländern des Südens entwickeln zu können, fordert der Bericht UN-Generalsekretär Ban Ki-moon auf, eine hochrangige Geberkonferenz für das Jahr 2010 einzuberufen.


Relevante Informationen:


  • Hier gibt es den vollständigen Bericht zum Downloaden