02.12.2010

Klimagipfel in Cancún: Kopenhagen darf sich nicht wiederholen

In der mexikanischen Stadt Cancún hat der 16. Klimagipfel der Vereinten Nationen begonnen. Bis zum 10. Dezember wird über einen Folgevertrag zum Kyoto-Protokoll beraten, um den Klimawandel zu stoppen und die Temperaturerhöhung auf zwei Grad Celsius zu begrenzen. Nach den enttäuschenden Verhandlungen in Kopenhagen im letzten Jahr fordern Umweltinitiativen weltweit faire und bindende Beschlüsse.


1997 wurde das erste rechtsverbindliche Abkommen zur Reduktion des Kohlendioxidausstoßes in der japanischen Stadt Kyoto abgeschlossen. Das Kyoto-Protokoll läuft Ende 2012 aus und muss daher dringend von einem weiteren Vertrag abgelöst werden. Umweltminister Norbert Röttgen wird in Mexiko die Rolle Deutschlands vertreten und hält konkrete Fortschritte für möglich. Man könne sich trotz der Ereignisse in Kopenhagen freuen, dass der Prozess Schritt für Schritt vorankomme, sagte der Umweltminister kurz vor dem Klimagipfel. Insgesamt finden sich Vertreter aus rund 190 Staaten auf dem Klimagipfel in Cancún ein und beraten über neue Vorgaben, um den Klimawandel und seine verheerenden Folgen abzumildern.

Die Auswirkungen der Klimaerwärmung waren auch in diesem Jahr deutlich zu spüren. Laut der Organisation „Oxfam“ sind in den ersten neun Monaten des Jahres 2010 circa 21.000 Menschen durch Klimakatastrophen ums Leben gekommen, dies bedeutet eine Verdoppelung zum gesamten Vorjahr. 2010 werde als eines der wärmsten Jahre überhaupt in die Klimaaufzeichnungen eingehen. Auch die Zahl extremer Unwetter dürfte deutlich gestiegen sein.

VENRO-Vorstandsvorsitzender Ulrich Post forderte angesichts der drängenden Zeit schnelle Entscheidungen: „Nach dem Desaster von Kopenhagen dürfen die Unterhändler in Cancún nicht noch einmal eine Chance vertun. Minimalziel ist eine Formalisierung der Vereinbarungen von Kopenhagen“ Der Klima-Fonds für arme Länder war 2009 in Kopenhagen versprochen worden, wurde jedoch noch nicht formal eingerichtet.

Ulrich Post mahnte auch die Bedeutung das Klimawandels für die Ärmsten der Welt an: „Ohne ausreichende Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel und Klimaschutz kann es keine nachhaltigen Erfolge in der Armutsbekämpfung und für das Erreichen der Millenniumentwicklungsziele bis 2015 geben. Beides gelingt nur im Doppelpack" Deutschland falle in der EU eine Führungsrolle zu und solle sich für ehrgeizige und faire Klimaziele einsetzen.

Der aktuelle „Oxfam“ Bericht „Klima schützen - Armut verhindern“ unterstreicht die Folgen des Klimawandels für Menschen in Entwicklungsländern. Bis zum Jahr 2015 werden mehr als 375 Millionen Menschen vom Klimawandel betroffen sein, dies bedeutet eine Steigerung um 50 Prozent. Bis 2020 werden infolge des Klimawandel die Ernteerträge in machen afrikanischen Ländern um die Hälfte sinken. Klimawandel bedeutet Hunger, fasst der Bericht die Erkenntnisse zusammen - mit weiteren gravierenden Folgen für Gesundheit, Wasser und Gesellschaft. „Oxfam“ befürchtet, dass humanitäre Katastrophen zur Normalität werden könnten.

Auch die Organisation „ONE“ weist auf die Folgen des Kohlendioxidausstoßes für die Reduktion von Armut hin. „Der Klimawandel droht bereits erzielte Fortschritte bei der Armutsbekämpfung zu untergraben“, sagte Tobias Kahler, Deutschlanddirektor von „ONE“. „In diesem Jahrhundert stehen wir vor zwei großen Herausforderungen. Wir müssen den Klimawandel bewältigen und extreme Armut auf der Welt endgültig beenden. Deshalb muss jedes Abkommen im Klimabereich die Erreichung der Millenniumentwicklungsziele berücksichtigen.“, forderte Kahler weiter.

Dr. Renée Ernst, Leiterin der deutschen UN-Millenniumskampagne sagte: „Die verantwortlichen Politiker müssen einsehen welche weitreichenden Folgen ihre Entscheidungen in Mexiko haben. Die Bekämpfung des Klimawandels hilft auch Menschen, die in Armut leben. Betroffen von den Folgen der Klimaerwärmung sind oft diejenigen, die am wenigsten zur Verursachung beigetragen haben. Nach der großen Enttäuschung in Kopenhagen fordern wir deshalb ehrgeizige und bindende Beschlüsse im Sinne der UN-Millenniumsziele.“

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