03.03.2011

UNESCO-Weltbildungsbericht: Bewaffnete Konflikte berauben Kinder ihrer Zukunft

Knapp die Hälfter aller Kinder, die keine Schule besuchen, leben in Ländern, die von bewaffneten Konflikten erschüttert werden. Die Kinder sind sexueller Gewalt, gezielten Angriffe auf Schulen und weiteren Menschenrechtverletzungen ausgeliefert und verlieren ihre Chance auf Bildung - zu diesem traurigen Fazit kommt der UNESCO-Bericht zum Programm „Bildung für alle“. Die Spirale aus Arbeitslosigkeit, Armut und Waffengewalt kann durch Bildung durchbrochen werden. Doch bisher werden nur zwei Prozent der internationalen Entwicklungshilfe für Bildung eingesetzt und die Geberländer halten ihre Zusagen nicht ein.


Im Jahr 2000 wurde der Aktionsplan „Bildung für alle“ für den Zeitraum bis 2015 von der internationalen Gemeinschaft beschlossen. Zwei der darin vereinbarten Bildungsziele – Grundschulbildung für alle Kinder und gleiche Einschulungsraten für Jungen und Mädchen - sind in den Millenniumszielen zwei und fünf verankert. Der aktuelle UNESCO-Bericht „Die unbeachtete Krise: Bewaffneter Konflikt und Bildung“ konzentriert sich auf die zerstörerische Wirkung von Waffengewalt auf die Bildungsziele. In den letzten zehn Jahren haben 35 Staaten bewaffnete Konflikte erlitten, die in Entwicklungsländern im Mittel zwölf Jahre dauerten.

Nur 79 Prozent der Kinder in diesen Ländern können lesen und schreiben. Insgesamt 28 Millionen Kinder im Schulalter haben keinen Zugang zu Bildung. „Kinder und Bildung werden zunehmend zum Ziel von Konflikten“, sagte Kevin Watkins, Direktor des „Bildung für alle“-Berichts. So haben sich die Angriffe auf Schulen in Afghanistan 2009 im Vergleich zum Vorjahr fast verdoppelt. „Das Versagen von Regierungen, die Menschenrechte zu schützen, schadet Kindern und nimmt ihnen die einzige Chance auf Bildung.“

Die Militärausgaben armer Länder übersteigen häufig die Gelder, die für Bildung ausgegeben werden. Auch die internationale Entwicklungshilfe beträgt nur einen Bruchteil der weltweiten Militärausgaben. Würde nur sechs Tage weltweit kein Geld für Waffen und Verteidigungssysteme ausgegeben, könne die 16 Milliarden US-Dollar hohe Finanzierungslücke der „Bildung für alle“-Initiative problemlos geschlossen werden, wie eine Berechnung der Autoren des „Bildung für alle“-Berichts darlegt. Mit diesem Geld könnten die Bildungsziele erfüllt und allen Kindern bis 2015 eine Schulbildung ermöglicht werden.

„Bildung ist einer der Schlüssel, für eine Welt ohne Armut. Kindern Bildung vorzuenthalten bedeutet, sie ihrer Zukunft zu berauben. Deshalb sollte die internationale Gemeinschaft ihre Zusagen für die Bildungsziele einhalten. Wichtig ist aber auch, dass die Erhöhungen im Bildungsbereich dabei nicht an anderen Stellen wie z.B. ländlicher Entwicklung eingespart werden“, fordert Dr. Renée Ernst, Leiterin der deutschen UN-Millenniumkampagne.

Der „Bildung für alle“-Bericht zeigt, dass die Bildungsziele gefährdet sind. Die internationale Entwicklungshilfe bleibt hinter den gegebenen Versprechen zurück. Die Autoren warnen deutlich vor den Folgen dieser Situation: „Mehr finanzielle Mittel garantieren noch keinen Erfolg in der Bildung, doch chronische Unterfinanzierung ist ein sicherer Weg zum Scheitern.“

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