09.05.2009

Klimawandel bedroht Millenniumentwicklungsziele

Wann und ob das Weltklima kollabiert, ist unsicher. Doch dass es unser Leben verändert, ist schon jetzt offenkundig: Jedes Jahr sind rund 250 Millionen Menschen von klimabedingten Naturkatastrophen betroffen. Und die Tendenz ist weiter steigend: Nach dem neuen Bericht ?The Right to Survive? der Nichtregierungsorganisation Oxfam wird die Zahl der Menschen, die von extremen Trockenheiten, Unwettern oder Überschwemmungen betroffen sind, bis 2015 auf etwa 375 Millionen anwachsen. Der Klimawandel stellt somit eine der größten Gefahren für die Verwirklichung der Millenniumentwicklungsziele dar.


Der Klimawandel bedroht weltweit die landwirtschaftliche Produktion. Quelle: www.klimawandel-bekaempfen.de

Dürren, Hitzwellen, Überschwemmungen: Es gibt zahlreiche Beispiele für die katastrophalen Folgen des Klimawandels. Nach Angaben des Roten Kreuzes hat sich die Zahl der durch Klimawandel verursachten Naturkatastrophen in den vergangenen 20 Jahren sogar verdoppelt, sie wird mit jährlich 400 angegeben.

Der Klimawandel wird von vielen unterschiedlichen Umweltfaktoren beeinflusst und seine Auswirkungen greifen sehr existentiell in das Leben von Menschen ein, insbesondere in den Ländern des Südens. "Extreme Wetterereignisse machen oft jahrzehntelange Bemühungen und Fortschritte in der Entwicklung armer Länder zunichte", erklärt Dr. Renee Ernst von der UN-Millenniumkampagne. So sei die Erreichung jedes einzelnen Millenniumentwicklungsziels direkt oder indirekt durch den Klimawandel bedroht:

  • Durch die globale Erwärmung und die veränderten Niederschlagsmuster werden ganze Ernten zerstört und somit Erträge aus der Landwirtschaft sowie aus der Fischerei immens verringert. Die Entwicklungsländer sind hiervon am stärksten betroffen: Zwei Drittel der weltweiten Armen leben in ländlichen Gebieten. Der Klimawandel gefährdet die Haupteinnahmequelle armer Länder und die Hungerkrise wird weiter verschärft.
  • Tropische Krankheiten nehmen immer weiter zu, da der Klimawandel die Ausbreitung vektorbasierter Krankheiten, wie zum Beispiel Malaria, weiter verstärkt. Bereits jetzt infizieren sich jährlich 200 bis 300 Millionen Menschen mit Malaria. Auch die Trinkwasserversorgung kann durch Trockenheit und Überschwemmungen oftmals nicht mehr gewährleistet werden. So werden auch Krankheiten, die mit dem Zugang zu sauberem Trinkwasser zusammenhängen, wie beispielsweise Cholera und Diphtherie, weiter zunehmen.

  • Der Klimawandel zerstört in letzter Konsequenz sowohl die Qualität als auch die Produktivität der natürlichen Ressourcen und Ökosysteme. So müssen beispielsweise auf den Philippinen und in Indonesien Millionen Einwohner eine Umsiedlung aufgrund des ansteigenden Meeresspiegels fürchten. Mehrere kleine Inselstaaten, wie die Malediven im Indischen Ozean, könnten vollständig ausgelöscht werden, wenn der Anstieg des Meeresspiegels weiter zunimmt.


Um dem sich immer weiter verschärfenden Klimawandel entgegenzuwirken und die Situation insbesondere für die Entwicklungsländer nachhaltig zu verbessern, müsste die Not- und Katastrophenhilfe laut Oxfam von jährlich 14,2 Milliarden US-Dollar im Jahr 2006 auf mindestens 41 Milliarden US-Dollar im Jahr 2015 ansteigen.

Doch noch immer weigern sich reiche Länder, klare Zusagen zu machen, in welchem Umfang sie die Entwicklungsländer bei der Anpassung an den Klimawandel finanziell unterstützen werden. "Die Verantwortung für den Klimawandel liegt hauptsächlich bei den reichen Ländern, allen voran den G8-Staaten. Deren in Aussicht gestellte Klimaschutzziele sind aber völlig unzureichend", erklärt Jan Kowalzig, Klimaexperte bei Oxfam Deutschland.

Dr. Renee Ernst von der UN-Millenniumkampagne fordert die reichen Länder auf, sich ihrer Verantwortung zu stellen: "Wenn die Politik jetzt nicht rigoros umsteuert und zum Beispiel anstelle von Abwrackprämien, die den unnötigen Ressourcenverbrauch auch noch anfeuern, die Entwicklung umweltfreundlicher Technologien massiv unterstützt, dann müssen sie sich von der kommenden Generation zu Recht vorwerfen lassen, entgegen aller Vernunft sehr kurzsichtig und unverantwortlich gehandelt zu haben. Ebenso fordern wir den sofortigen Stopp von Agrarexportsubventionen. Diese schaffen Anreizsysteme zur Überproduktion, wodurch wertvolle Ressourcen verschwendet werden."

 

 

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