20.09.2010

Stand Up 2010: Lautstarke Proteste richten sich an die Regierungschefs

Diese Botschaft dürfte am vergangenen Wochenende niemandem entgangen sein: „Steht auf für die Millenniumsziele und gegen Armut“, schallte es vielerorts durch die Luft. Alleine in Deutschland gab es in über 60 Städten Stand Up-Events, weltweit standen Millionen Menschen in über 75 Ländern für die Entwicklungsziele auf. Wenn sich heute die Staats- und Regierungschefs zum Weltarmutsgipfel in New York treffen, dürfen sie diese lautstarken Proteste nicht außer Acht lassen: „Kurz vor dem Gipfeltreffen hat die Weltbevölkerung ihren Standpunkt verdeutlicht. Ein Scheitern der Millenniumsziele darf es nicht geben“, erklärt Dr. Renée Ernst von der UN-Millenniumkampagne. Eine kleine Auswahl an Events stellen wir hier vor.


Ein ganzer Aktionstag für die Millenniumsziele

Das idyllische Speyer liegt am Oberrhein und ist eine der ältesten Städte Deutschlands.  Bekannt ist Speyer vor allem durch seinen Kaiser- und Mariendom - er ist die weltweit größte noch erhaltene romanische Kirche und zählt sogar zum UNESCO-Weltkulturerbe. Vergangenen Sonnabend verwandelte der Aktionskreis UN-Millenniumsziele Rheinland Pfalz die Innenstadt Speyers jedoch zu einer echten Stand Up-Stätte: Einen ganzen Tag lang drehte sich an den zahlreichen Informationsständen alles um die Entwicklungsziele. Ob Schulen, Kirchen, Initiativen und Privatpersonen: Sie alle waren mit ihren Projekten zu dem Markt der Initiativen gekommen und stellten ihre Arbeit für die acht Ziele vor. „Die Resonanz war großartig“, freut sich die Pressesprecherin des Aktionskreis, Gunhild Groeben, „rund 50 Initiativen stellten ihre entwicklungspolitischen Aktivitäten vor.“ Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann und Oberkirchenrat Rainer Schäfer würdigten auf der Hauptbühne das Engagement der zahlreichen Einzelorganisationen. Mit Trommeln, Pfiffen und viel Beifall richteten sie den Appell des Aktionskreis an die Staats- und Regierungschefs: „Wenn Menschen wegen Hunger, Armut oder fehlender medizinischer Hilfe sterben müssten, ist das ein Skandal.“

Ein ganzes Video gegen Armut

Nicht nur Stargeiger David Garrett setzt sich für die Millenniumsziele ein, auch seine Fans wurden am vergangenen Wochenende aktiv: Sie luden ihre Stand Up-Events im Internet hoch und bastelten aus den einzelnen Beiträgen ein ganzes Video. Bei ihren Aktionen zeigten sie sich genauso kreativ wie ihr Vorbild und verbanden ihren Stand Up z.B. mit Klavierspielen, Autofahren oder Turnen. Zu sehen gibt es diese engagierte Arbeit hier im Netz.

Ein Flashmob vor dem Pariser Eiffelturm

Die vielen Touristen staunten am vergangenen Sonnabend nicht schlecht, als sie vor dem Eiffelturm den 100 qm Meter großen Banner mit der Aufschrift „Millenniumsziele 2015 - Wir haben noch genug Zeit, um zu handeln!“ entdeckten. Das Plakat sollte die französische Regierung an ihr Versprechen erinnern, die Entwicklungsziele fristgerecht bis 2015 umzusetzen. Im Champ de Mars, dem Park vor dem französischen Wahrzeichen, versammelten sich Aktivisten, um das Plakat beim gemeinsamen Stand Up in die Höhe zu heben. Für ordentlich Krach sorgte eine Percussions-Band, die mit Batucada-Rhythmen die zahlreichen Teilnehmer unterhielten. Batucada ist die Percussions-Musik, die im Karneval in den Straßen von Rio de Janeiro zu erleben ist. Der Leiter der UN-Millenniumkampagne Frankreich, Fabrice Ferrier, richtete sich direkt an die französische Regierung: „Die Millenniumsziele bieten einen einfachen und effektiven Fahrplan im Kampf gegen die Armut. Was fehlt, ist der Wille der Regierungen, diesen Fahrplan in die Praxis umzusetzen. Bereits im Jahr 1970 verpflichteten sich die Industrieländer 0,7 Prozent ihres Bruttonationaleinkommens für die öffentliche Entwicklungshilfe bereitzustellen. 2015 rückt immer näher, es ist höchste Zeit für Frankreich dieses Versprechen einzuhalten.“ Bilder und einen ausführlicheren Bericht gibt es hier

 

Ein Appell an den indonesischen Vizepräsidenten 

So eine Chance gibt es nicht oft: Im Rahmen des Stand Ups 2010 bekamen fünf Studenten die Möglichkeit, den indonesischen Vizepräsidenten, Boediono, persönlich zu treffen und ihm ihre Sorgen, Hoffnungen und Träume zu überbringen. Ganz oben auf ihrer Liste: Bezahlbare und für jedes Kind zugängliche Primarbildung. Sie sprachen im Namen von ihren 40.000 Komillitonen, die im Rahmen einer MDG-Aktion Postkarten mit ihren Wünschen an die indonesische Regierung geschickt hatten. Im Acol Dreamland, einem Freizeitpark in Jakarta auf Bali, organisierte die UN-Millenniumkampagne zudem gemeinsam mit der „1billionhungy“-Kampagne der FAO ein Konzert und lud die 2000 Besucher dazu ein, ihre Wünsche und Sorgen aufzuschreiben.

 

Ein gemeinsamer Stand Up mit Bangladesch

Das Hilfswerk NETZ Bangladesch hat am vergangenen Stand Up-Wochenende etliche Stand Ups-Aktionen koordiniert - in Deutschland und Bangladesch. „Bundesweit gab es verschiedene Stand-Up Events von Schulen, Kirchengemeinden, Weltläden und Aktionsgruppen“, erklärt Anna Bucur  vom NETZ Bangladesch. Etwa 800 Menschen hätten sich in Niedersachsen, Hessen, Nordrhein-Westfalen, Bayern und in Wien gemeinsam gegen Armut gestellt. In Bangladesch seien es mehr als 1500 Bürger gewesen. „Die Resonanz war großartig“, so Bucur, „der Bundesregierung bleibt nichts anderes übrig, als in New York ein deutliches Signal zu setzen. Wir brauchen einen verbindlichen Aktionsplan, wie die bisherigen Versprechen  zur Überwindung von Armut und Hunger tatsächlich umgesetzt werden.“

 

Die UN-Millenniumkampagne möchte sich bei allen Stand Up-Teilnehmer für einen lautstarken Stand Up 2010 bedanken! Über die Ergebnisse des Weltarmutgipfels, der heute in New York beginnt, werden wir in den kommenden Tagen hier auf dieser Webseite berichten.