30.01.2009

Welternährungskonferenz: Konkrete Beschlüsse bleiben aus

Angesicht der globalen Hungerkrise muss die Weltgemeinschaft weiter handeln. Die deswegen mit Hoffnung erwartete UN-Welternährungskonferenz ist am Dienstag in Madrid jedoch ohne konkrete Beschlüsse zu Ende gegangen: Zwar waren sich die Teilnehmer einig, dass im Kampf gegen den Hunger mehr Gelder zur Verfügung gestellt werden müssen, konkrete Maßnahmen legten die Vertreter von 120 Ländern, die auf Einladung von UN-Generalsekretär Ban Ki Moon und Spaniens Ministerpräsident José Rodríguez Zapatero in die spanische Hauptstadt gekommen waren, jedoch nicht vor.


Einer Meinung: Spaniens Ministerpräsident José Rodríguez Zapatero (links) und UN-Generalsekretär Ban Ki Moon.

"Weltweit sind zwischen 25 und 40 Milliarden US-Dollar notwendig, um die Ernährung aller Menschen sicherzustellen, deutlich mehr, als die Industrienationen gegenwärtig zur Verfügung stellen" erklärte Ministerpräsident Zapatero in seiner Abschlussrede. Er forderte deswegen alle wohlhabenden Länder auf, dem spanischen Beispiel zu folgen, und ihre Entwicklungshilfe schrittweise auf 0,7 Prozent des Bruttoinlandsprodukts zu erhöhen.

Nicht zu viel verlangt, schließlich haben die sich die Staats- und Regierungschefs der Industriestaaten bereits 2005 beim G8-Gipfel in Gleneagles dazu verpflichtet, dieses Ziel bis zum Jahr 2010 zu erreichen. Und noch sind die meisten Staaten weit davon entfernt.

Folglich begrüßte auch UN-Generalsekretär Ban die Einigkeit der Teilnehmer, im Kampf gegen den Hunger größere Anstrengungen unternehmen zu wollen, mahnte gleichzeitig jedoch mehr tatsächlichen Einsatz für die Umsetzung des Rechts auf Nahrung an: "Die Geschichte wird uns danach beurteilen, wie wir auf das Problem des Hungers reagiert haben.

Weniger diplomatisch formulierte es Flavio Valente, Generalsekretär von FIAN International: "Dieses Schneckentempo ist vor dem Hintergrund der rasant steigenden Anzahl der Hungernden eine Zumutung. Statt einer Halbierung auf 400 Millionen 2015 droht die Anzahl der Hungernden die Milliarde zu überschreiten.

Jacques Diouf, der Vorsitzende der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen, pflichtete ihm bei: "Die Situation ist heute gravierender als beim ersten Gipfel zur Welternährung 1996." Für die ständig steigende Weltbevölkerung müssten im Jahr 2050 doppelt so viele Lebensmittel wie heute produziert werden.

Armin Paasch, Pressesprecher von FIAN Deutschland, sieht drei große Aufgaben, um die Herausforderungen der Zukunft bewältigen zu können: "Dringlich wären zur Umsetzung des Rechts auf Nahrung Sofortmaßnahmen gegen die drastischen Preisschwankungen für landwirtschaftliche Rohstoffe, eine massive Unterstützung kleinbäuerlicher Nahrungsmittelproduktion und ein Ende der Landaufkäufe und ?vertreibungen, die in Folge der Hungerkrise ein erschreckendes Ausmaß angenommen haben." An diesen Knackpunkten werde sich zeigen, wie ernst die Regierungen und die UNO es mit dem Recht auf Nahrung nehmen.

Zum Abschluss des zweitägigen Treffens forderte UN-Generalsekretär Moon sodann auch eine bessere Abstimmung auf transnationaler Ebene: "Die UN-Organisation für Landwirtschaft und Ernährung, der Internationale Fonds für ländliche Entwicklung, das Welternährungsprogramm und die Weltbank müssen ihre Anstrengungen besser koordinieren."

Weltweit leiden 963 Millionen Menschen an Hunger und Unterernährung. Insbesondere Kleinbauern in Entwicklungsländern sind von den stetigen Preiserhöhungen auf dem Weltmarkt in den vergangenen Jahren betroffen. Diese haben drei Hauptgründe: zum einen die Spekulation an den Lebensmittelbörsen, zum anderen verfehlte Politiken wie zum Beispiel Strukturanpassungsprogramm des Internationalen Währungsfonds. Dazu kommt der gestiegene Lebensmittel-Bedarf in Schwellenländern wie China und Indien.

Doch auch die Rivalität zwischen der Nutzung von Agrarflächen zur Produktion von Biokraftstoffen anstelle von Grundnahrungsmitteln führt zu gravierenden Hungersituationen. "Das auch von Ministerin Heidemarie Wieczorek Zeul geforderte Moratorium für den Anbau von Biokraftstoffen ist sehr zu begrüßen, da es zwingend notwendig ist, eine Konkurrenz zwischen Teller und Tank zu vermeiden ", fordert deswegen Dr.Renee Ernst von der UN-Millenniumkampagne. Ebenso zwingend sei es, das schädliche System der EU-Agrarsubventionen schnellstens zu reformieren, da die Landwirte in den Entwicklungsländern nicht mit unseren durch Subventionen künstlich verbilligten Nahrungsmitteln konkurrieren können.

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