08.07.2009

G8-Gipfel: Überleben der Ärmsten muss gesichert werden!

Es ist eine unumstößliche Tatsache: Das Überleben ärmster Bevölkerungsschichten ist nicht mehr sicher. Nach Angaben der Afrikanischen Entwicklungsbank gehen Staaten wie Kenia oder der Demokratischen Republik Kongo die ausländischen Reserven aus, um der Bevölkerung überlebenswichtige Güter bereitzustellen. Wenn die G8-Staaten heute im italienischen L'Aquila ihre dreitägigen Verhandlungen aufnehmen, müssen sie beim Schwerpunktthema Wirtschaftskrise deswegen schnellstens beweisen, dass sie handlungsfähig sind. ?Die G8-Regierungschefs dürfen den Ärmsten der Welt nicht den Rücken zukehren. Sie müssen ihre Zusagen einhalten und außerdem zusätzliche Mittel bereitstellen,? fordert Dr. Renée Ernst, Leiterin der UN-Millenniumkampagne in Deutschland.


Viele Entwicklungsländer stehen durch die globale Finanz- und Wirtschaftskrise unmittelbar vor dem wirtschaftlichen Abgrund. Länder wie Laos, Senegal oder Kap Verde mussten bereits Ausgaben kürzen, die sonst in die dringend notwendige Armutsbekämpfung fließen. Nach Schätzungen des Internationalen Währungsfonds (IWF) wird es in diesem Jahr für die Ärmsten jedoch keine Besserung mehr geben. Der IWF gab an, dass die Entwicklungshilfe für die 71 ärmsten Länder in diesem Jahr um 25 Prozent sinken wird.

Die UN-Millenniumkampagne drängt die G8-Staaten deswegen zur schnellen Bereitstellung der dringend benötigten Finanzmittel: ?Wir brauchen einen verbindlichen Zeitplan der G8 zur Einhaltung ihrer Hilfszusagen. Außerdem dürfen sie ihre Hilfe nicht an Bedingungen knüpfen und müssen die schädlichen Agrarexportsubventionen endlich abschaffen,? erklärt Ernst.

Noch vor drei Jahren hatten die G8-Staaten beim Gipfel in Gleneagles versprochen, den Anteil der Entwicklungshilfe am Bruttosozialprodukt bis 2010 auf 0,36 Prozent zu steigern.  Im Jahr 2008 lag dieser Anteil jedoch lediglich bei 0,3 Prozent. Laut OECD fehlen somit jährlich 30 Milliarden US-Dollar, um das Ziel von Gleneagles bis 2010 zu erreichen. Geld, das heute dringender denn je benötigt wird: ?Dieses Jahr hat die Zahl der Hungernden eine Milliarde überschritten. Es wäre ein Skandal, in dieser Situation die Entwicklungshilfe zu kappen, zumal die Industrieländer die globale Wirtschaftskrise verursacht haben", erklärt Ute Hausmann, Geschäftsführerin von FIAN Deutschland.


Die Nichtregierungsorganisation ONE fordert die Staats- und Regierungschefs der G8-Staaten auf, ihre Versprechen an Europas Nachbarkontinent Afrika auf eine neue Basis zu stellen. Sie fordert von den G8, im Jahr 2010 zusätzliche fünf Milliarden US-Dollar in die landwirtschaftliche Entwicklung Afrikas zu investieren. ?Die Bauern Afrikas sehen sich einer doppelten Bedrohung ausgesetzt: Der Rezession und dem Klimawandel. Leider wurde in den letzten zwei Jahrzehnten viel zu wenig in diesen Sektor investiert ? obwohl Wachstum hier laut Weltbank doppelt so viel zu Armutsbekämpfung beiträgt wie in anderen Sektoren," erklärt Tobias Kahler, Deutschlandchef von ONE.

Dass genügend finanzielle Ressourcen mobilisiert werden können, bewiesen die Industrienationen unlängst. Denn für die Rettung der Banken mobilisierten die Länder des Nordens in den vergangenen 12 Monaten immense Summen: 18 Billionen US Dollar gaben sie für die Unterstützung des Finanzsektors aus ? neunmal mehr, als die gesamten Ausgaben der weltweiten Entwicklungshilfe der vergangenen 49 Jahre.

?Die Regierungen der G8 können nicht länger behaupten, es sei kein Geld vorhanden, um den 50.000 Menschen zu helfen, die täglich an den Folgen extremer Armut sterben?, erklärt Salil Shetty, Direktor der Internationalen UN-Millenniumkampagne. Die Finanzkrise drohe die Hilfsleistungen zu verringern, dabei sei gerade jetzt Hilfe am nötigsten.

 

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