30.04.2009

Frühjahrstagung: Mehr Hilfen für arme Länder gefordert

Angesichts der weltweiten Finanzkrise haben der Internationale Währungsfonds (IWF) und die Weltbank auf ihrer Frühjahrstagung in Washington mehr Hilfen für arme Länder gefordert. Der dramatische Wirtschaftsabschwung habe besonders in den Entwicklungsländern ernste Folgen, erklärten die Institutionen auf dem zweitägigen Treffen, das Sonntag endete. Doch es gab auch Hoffnung: In einem gemeinsamen Abschlussdokument heißt es, dass sich die Wirtschaft Ende des Jahres vermutlich erholen wird.


Quelle: Weltbank-Präsident Präsident Robert Zoellick fordert mehr Hilfen für die Entwicklungsländer.

"Die jüngsten Konjunkturdaten legen nahe, dass die Geschwindigkeit des Abschwungs unserer Volkswirtschaften sich verringert und sich einige Zeichen der Stabilisierung zeigen", heißt es in der gemeinsamen Abschlusserklärung des IWF und der Weltbank. Das ändere jedoch nichts an der Tatsache, dass sich die Krise derzeit "zu einer menschlichen und entwicklungspolitischen Katastrophe ausweitet." So habe die Krise bereits jetzt mehr als 50 Millionen Menschen in die Armut gestürzt.

Nach einem am vergangenen Freitag veröffentlichten Bericht beider Institutionen wird sich die Zahl der in extremer Armut lebenden Menschen noch weiter erhöhen: Bis zu 90 Millionen könnten Ende des Jahres betroffen sein. Die Zahl der Hungernden wird vermutlich sogar die Schwelle von einer Milliarde überschreiten. So zerstört die Krise ein Gutteil der mühsam errungenen Entwicklungsfortschritte in Afrika. Denn besonders betroffen sind die Länder südlich der Sahara: Hier droht das Wirtschaftswachstum von fünf auf zwei Prozent einzubrechen.

Angesichts der erschreckenden Zahlen warnt Weltbank-Präsident Robert Zoellick vor zögerlichem Handeln: "Niemand weiß wie lange die Krise anhalten wird. Die Mitgliedsstaaten müssen ihre Hilfsversprechen deswegen schnell einlösen und sie den besonders betroffenen Ländern zugänglich machen." Die Entwicklungsländer würden sich aus eigener Kraft keine milliardenteuren Rettungspakete für ihre Volkswirtschaften leisten können.

Vor allem die beim G20-Treffen Anfang April in London gemachten Zusagen ?die Mittel der internationalen Finanzinstitutionen um 1,1 Billionen Dollar aufzustocken? müssten endlich in die Tat umgesetzt werden. Nur mit genügend finanziellen Mitteln könne die Verwirklichung der Millenniumentwicklungsziele weiter voran getrieben werden, so Zoellick. Die Weltbank sagte den Ländern des Südens in Washington indes ihre Unterstützung zu und brachte ein 55 Milliarden US-Dollar schweres Investitionspaket auf den Weg.

Bundesentwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul begrüsste zwar die finanziellen Zusagen der Weltbank, forderte am Ende der Washingtoner Frühjahrstagung die internationale Gemeinschaft jedoch dazu auf, über die gegenwärtigen Krisenhilfen hinaus eine Anschlussfinanzierung zu sichern. "Wir dürfen die Fehler der Vergangenheit nicht wiederholen. Die ärmsten Länder dürfen nicht wieder in die Schuldenfalle geraten", erklärte sie.

Auch Gruppen der Zivilgesellschaft zeigten sich von dem Treffen enttäuscht: Wieder wurde keine Einigung über den geplanten Verkauf der Goldreserven des IWF gefunden. "Mit den Einnahmen aus den Goldverkäufen sollen möglichst viele Ressourcen für Entwicklungsländer mobilisiert werden, um ihnen die Aufnahme neuer Kredite zu ersparen", erklärt Renee Ernst von der UN-Millenniumkampagne. Mit dem Ende der Frühlingstagung sei wieder eine Möglichkeit verloren gegangen, den Verkauf der Goldreserven voran zu treiben.

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