13.01.2011

Mit den Meeren leben - „World Ocean Review“ fordert mehr Nachhaltigkeit

„Die scheinbar unendliche Ressource Meer ist endlich geworden“ - mit diesen Worten dokumentiert der „World Ocean Review 2010“ den Zustand der Meere. Die Klimaerwärmung hat auf Wasserqualität, Artenvielfalt und Küstengebiete zum Teil verheerende Auswirkungen. Mit Blick auf das siebte Millenniumsziel wird in dem Bericht deutlich - es ist an der Zeit zu handeln.


Das siebte Millenniumsziel strebt Nachhaltigkeit auf verschiedenen Ebenen an: die Grundsätze nachhaltiger Entwicklung sollen in der Politik verankert und die Vernichtung von Umweltressourcen eingedämmt werden. Dies soll einhergehen mit einer deutlichen Drosselung des Verlusts von Biodiversität. Nachhaltige Entwicklung kann verschiedene Flächen wie ländliche Regionen, Wälder und Städte einschließen. Den flächenmäßig größten Anteil an der Erde haben die Meere, sie bedecken etwa 75 Prozent der Erdoberfläche.

Doch Meere haben keine Lobby, sie liegen größtenteils außerhalb staatlicher Einflusszonen und Behörden regulieren nur lokale Küstenabschnitte. Der „World Ocean Review“ mit dem Titel „Mit den Meeren leben“ stellt den aktuellen Zustand der Meere dar, bedroht durch Klimawandel, Überfischung und Umweltkatastrophen. Die gemeinnützige Gesellschaft „maribus“ des „mareverlag Hamburg“ hat den Bericht zum ersten Mal erstellt. „Kein kommerzieller Gedanke, sondern allein eine möglichst hohe Aufmerksamkeit für die Belange der Meere sollte im Vordergrund stehen“, gab der Verlag anlässlich der Veröffentlichung bekannt.

Der „World Ocean Review“ dokumentiert in welch vielfältiger Weise die Klimaerwärmung das Meer verändert. Das Gleichgewicht des Ökosystems Meer wird durch das Erreichen von Umschlagpunkten so gestört, dass eine Kompensation nicht möglich ist. Besondere Auswirkungen wird dies auf Inselstaaten und Küstengebiete in Entwicklungsländern haben und mit einer Verschärfung von Armut einhergehen: „Zweifellos wird sich der Anstieg des Meeresspiegels zunächst nur langsam beschleunigen und bis weit über das 21. Jahrhundert fortsetzen. Viele Küstengebiete werden nach und nach unbewohnbar werden. Menschen werden ihre Heimat und einen Teil ihrer Kultur verlieren. Reiche Küstenländer werden diesen Prozess für einige Zeit aufhalten können, für die Schutz- und Anpassungsmaßnahmen aber immense finanzielle und technische Mittel aufwenden müssen.“

Ein weiteres Problemfeld ist die Fischerei der Weltmeere. Mangelnde Regulierung begünstigt das Überfischen mit gravierenden Folgen für das Meer. Als Negativbeispiel wird das EU-Fischereimanagement analysiert. Der kurzfristige Schutz von Arbeitsplätzen wird nachhaltiger Fischerei vorgezogen. Die Ausweitung von Fangquoten erfolgt entgegen wissenschaftlicher Empfehlungen, ebenso wird Beifang auf europäischer Ebene weder erfasst noch sanktioniert. „Zu den großen Herausforderungen der Zukunft gehört es, die Zusammenhänge zwischen dem Einfluss der Menschen auf die Ökosysteme und der Entwicklung der natürlichen Ressourcen besser zu verstehen, um eine nachhaltige und wirtschaftliche Meeresfischerei zu erreichen“, konstatieren die Autoren des „World Ocean Review“.

Dr. Renée Ernst, Leiterin der deutschen UN-Millenniumkampagne, unterstützt die Forderungen des „World Ocean Review“. „Der Klimawandel ist eine Bedrohung für die Millenniumsziele. Bisherige Erfolge können durch negative Folgen für die Ozeane wie den Anstieg der Meeresspiegel zunichte gemacht werden. Entwicklungsländer sind in küstennahen Gebieten diesen Folgen nahezu schutzlos ausgeliefert. Auch das Überfischen der Meere trägt in diesen Ländern zu Hunger und Armut bei. Deutschland sollte sich daher auf europäischer Ebene für stärkere CO2-Reduktionsziele einsetzen. Außerdem muss das siebte Millenniumsziel der Nachhaltigkeit in Verhandlungen über die Gemeinsame Fischereipolitik der Europäischen Union wesentlich stärker in den Mittelpunkt gerückt werden“, sagt Ernst.

Die Autoren des „World Ocean Review 2010“ fordern konkrete Maßnahmen, um die Meere im Zuge des Klimawandels zu entlasten: „Das Klimasystem reagiert träge auf die menschengemachten Veränderungen. Damit besteht die Gefahr, dass bestimmte Entwicklungen schon heute irreversibel sind. Vieles deutet darauf hin, dass sich die ärgsten Folgen des Klimawandels noch vermeiden lassen, wenn heute in CO2-arme Technik investiert würde. Es ist an der Zeit zu handeln.“

 

 

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