03.02.2011
Umweltinstitut München ruft zum Boykott von Agrosprit auf
Ab Februar 2011 wird der neue Kraftstoff E10 an zahlreichen deutschen Tankstellen angeboten. Doch „Bio-Ethanol“ konkurriert auf dem Acker mit dem Anbau von Nahrungsmitteln und zerstört Ökosysteme. Die Reduktion des Kohlendioxidausstosses bleibt bei genauerer Betrachtung fragwürdig. Das Umweltinstitut München ruft deshalb Autofahrer zum Boykott des neuen E10-Kraftstoffs auf.
Die „Biokraftstoff-Nachhaltigkeitsverordnung“ der EU fordert 35 Prozent Kohlendioxidersparnis, die Biotreibstoffe gegenüber fossilen Treibstoffen erbringen müssen. Der neue E10-Kraftstoff besteht jedoch nur zu 10 Prozent aus „Bio-Ethanol“ und zu 90 Prozent aus normalem Benzin. Die Einsparung in Autoabgasen gegenüber normalen Treibstoffen beträgt in diesem Fall nur etwa 3,5 Prozent.
Diese Einsparung wird teuer erkauft. Durch den Anbau von Pflanzen zur Herstellung von Agrosprit steht weniger Fläche für den Anbau von Nahrungsmitteln zur Verfügung. Je größer die Nachfrage nach „Bio-Ethanol“ ist, desto lukrativer wird es normale Ackerflächen für die Produktion von Agrosprit zu nutzen. Wertvolle, fruchtbare Ackerflächen werden dann zur Produktion von Treibstoff genutzt, während Millionen Menschen Hunger leiden. Die Konsequenz ist klar - unser Spritverbrauch fördert Hunger
Dieser Anbau erfolgt vorzugsweise in Monokulturen, unterstützt durch Gentechnik und intensivierte Landwirtschaft. Die Grenzwerte für Schadstoffe werden bei Agrosprit höher liegen, als beim Anbau von Nahrungsmitteln. Mehr Kunstdünger, höhere Schadstoffkonzentrationen und einseitiger Anbau sind Gift für Ökosysteme. Eine fragwürdige Kohlendioxidersparnis, der Verlust von Ackerflächen und zerstörte Ökosysteme - spricht das für „Bio-Ethanol“?
Das Umweltinstitut München lehnt den Treibstoff aufgrund dieser Auswirkungen ab und fordert deutsche Autofahrer auf, den neuen E10-Treibstoff zu boykottieren. Verkauft wird er unter den Bezeichnungen „Normal E10“, „Super E10“ oder „SuperPlus E10“. Das Umweltinstitut empfiehlt stattdessen Super Benzin mit „nur“ 5 Prozent Agrosprit zu nutzen, aber vor allem das Auto sparsamer zu nutzen. Allein mit ökologischer Fahrweise ließen sich 20 Prozent des Benzinverbrauchs einsparen. Wer das Auto mal stehen lässt und öffentliche Verkehrsmittel nutzt, unterstützt den Kampf gegen Klimawandel und Hunger - grün deklariertes „Bio-Ethanol“ tut dies nicht.
Relevante Information
- E10 Boykottaufruf des Umweltinstituts München
- Germanwatch Trendanalyse zur globalen Ernährungssicherung 2010 – Agrosprit verschärft Hungerproblem
- „Mit Vollgas zur Zerstörung“ - Studie des Instituts für Europäische Umweltpolitik über Auswirkungen der europäischen Biokraftstoffpläne bis 2020