08.09.2009

NGO-Forum: Aktionsprogramm von Kairo muss dringend eingehalten werden

Deutliche Worte beinhaltet das Abschlussdokument ?Berlin Call to Action? des Globalen NGO-Forums zur reproduktiven Gesundheit, das vergangenen Freitag in Berlin zu Ende ging. Mehr als 400 Expertinnen und Experten aus 131 Ländern fordern die Regierungen in dem Dokument auf, das Aktionsprogramm (ICPD) der Weltbevölkerungskonferenz von Kairo bis 2015 auch wirklich umzusetzen. "Die Menschen können ohne die volle Umsetzung des Aktionsprogramms von Kairo nicht in Würde leben", heißt es konkret.


Das Ziel des NGO-Forums in Berlin war klar: Die Diskussion über die Müttergesundheit und die Stärkung der Rechte der Frauen wieder aufleben zu lassen. Denn 15 Jahre nach der Weltbevölkerungskonferenz in Kairo, auf der erstmalig das Recht des Einzelnen auf Sexuelle und Reproduktive Gesundheit (SRG) in den Mittelpunkt der Bevölkerungspolitik gestellt wurde, fällt das Fazit des Forums  ernüchternd aus: Noch immer sterben 500.000 Frauen in der Schwangerschaft oder während der Entbindung. Wie 1994 in Kairo wurde auch vergangene Woche in Berlin betont, dass die große Mehrheit dieser Todesfälle durch eine bessere  medizinische Versorgung verhindert werden könnte.

Durch höhere finanzielle Unterstützung seitens der Geberländer  hätte auch die Verbreitung von HIV in den Entwicklungsländern umfassender gestoppt werden können, hieß es in Berlin. Derzeit sind zudem 33 Millionen Menschen weltweit mit HIV infiziert. Oft ist der Mangel an ausreichender Aufklärung oder die anhaltend hohe Zahl an Vergewaltigungen Grund für eine Ansteckung mit dem Virus.

?Momentan fehlt es am politischen Willen vieler Regierungen dieses Thema auf die Tagesordnung zu setzen. Anliegen, die Frauen betreffen, haben in zahlreichen Ländern keinen hohen Stellenwert. Frauen sind in vielen Gemeinden nicht darauf eingestellt, ihre eigenen Rechte zu vertreten?, erklärt Sonja Weinreich, Gesundheitsexpertin des EED, die geringen Fortschritte seit Kairo.

Bereits im April diesen Jahres veröffentlichte die UN-Millenniumkampagne einen Zwischenbericht, der sich auf die Themen Gleichberechtigung, größeren Einfluss der Frauen und Gesundheitsversorgung der Mütter fokussiert. Die ersten Ergebnisse zeigten deutlich, dass die Millenniumentwicklungsziele solange nicht erreicht werden, bis die Entwicklung von Frauen gefördert und ihre Rechte gestärkt werden.

?Armut hat leider nach wie vor ein weibliches Gesicht. Ohne die aktive Mitwirkung von Frauen und die Stärkung der Stellung der Frau in der Gesellschaft werden die Millenniumsziele nicht erreicht?, erklärt Dr. Renée Ernst von der UN-Millenniumkampagne Deutschland.

In Berlin hat man deshalb vergangene Woche mit dem ?Berlin Call to Action? einen fünf Punkte umfassenden Plan verabschiedet, der die Regierungen auffordert

  • Die Garantie der sexuellen und reproduktiven Rechte als Menschenrechte durch Gesetzesreformen und neue Familienpolitik in den jeweiligen Ländern zu gewährleisten
  • Investitionen in umfassende sexuelle und reproduktive Gesundheitsdienste zu tätigen 
  • Informationen über Gesundheitsdienste vor allem für junge Menschen bereit zu stellen
  • Mehr finanzielle Mittel für diesen Bereich des Gesundheitssektors zur Verfügung zu stellen


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