19.11.2010

Die Wirklichkeit der Entwicklungshilfe: NGOs kritisieren Milliardenabsturz

Die Welthungerhilfe und terre des hommes kritisieren den Milliardenabsturz der deutschen Entwicklungshilfe. Die öffentliche Entwicklungshilfe (ODA) sei im vergangenen Jahr um mehr als eine Milliarde Euro gesunken und erreicht damit im Verhältnis zum Bruttonationaleinkommen den geringsten Wert seit 2004.


Mit dem Bericht „Die Wirklichkeit der Entwicklungshilfe“, konzipiert als Schattenbericht zu den offiziellen Zahlen der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), werden Quantität und Qualität der deutschen und internationalen Entwicklungshilfe untersucht.

Kritisiert wird vor allem der zu geringe Anteil des Bruttonationaleinkommen (BNE), der für die Entwicklungshilfe eingesetzt wird. Obwohl Deutschland sich verpflichtet hat bis 2015 0,7 Prozent des Bruttonationaleinkommens aufzuwenden, sank dieser Anteil im Jahr 2009 von 0,39 Prozent auf 0,35 Prozent. Der Plan für 2010 den Anteil auf 0,51 Prozent zu steigern wird ebenfalls klar verfehlt. "Der Stufenplan ist nicht nur eine internationale Verpflichtung, er ist auch ein Gradmesser für die internationale Solidarität Deutschlands", sagte Wolfgang Jamann, Generalsekretär der Welthungerhilfe. "Im Moment scheinen nationale Interessen absolute Priorität zu haben."

Ebenfalls kritisch bewertet wird die enge Anbindung der Entwicklungspolitik an die Wirtschaft. Es birgt die Gefahr, dass eine zu starke Konzentration auf Entwicklungspartnerschaften mit der Wirtschaft die Gelder für Armutsbekämpfung und für die Stärkung der Bildungs- und Gesundheitssysteme fehlen lässt. "Es wäre deshalb fatal, wenn die Regierungskoalition die deutsche Entwicklungspolitik den Anliegen und Wünschen der deutschen Wirtschaft anpassen würde. Verlierer wären die Menschen in den Ländern und Sektoren, die für deutsche Unternehmen nicht profitabel sind, also Arme in ländlichen Gebieten und Kinder", kommentiert Danuta Sacher, Geschäftsführerin von terre des hommes.

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