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25.02.2011

Konsumziele: Wie die Reichen für mehr Nachhaltigkeit sorgen können

Die Millenniumsziele richten sich vor allem an Entwicklungsländer. Aber hängt der Mangel auf der einen Seite nicht mit dem Überschuss auf der anderen Welthälfte zusammen? Mohan Munasinghe, Mitglied des Weltklimarats, fordert globale Konsumziele, um die Menschen an den Millenniumszielen zu beteiligen, die am meisten Rohstoffe und Nahrung verbrauchen. Durch Änderungen in ihrem Konsumverhalten können Menschen in entwickelten Länder einen entscheidenden Beitrag zur Bekämpfung von Hunger und Armut leisten.


UN Photo/Kay Muldoon

Mohan Munasinghe, Professor für nachhaltige Entwicklung in Manchester, fordert einen radikalen Perspektivwechsel. Bisher steht die Förderung der Millenniumentwicklungsziele in armen Ländern im Mittelpunkt. Um aber Armut und Hunger effektiv zu bekämpfen, müssen endlich die größten weltweiten Verbraucher einbezogen werden. "Wir sollten uns auf die 1,4 Milliarden Menschen konzentrieren, die die reichsten 20 Prozent der Weltbevölkerung ausmachen", fordert Munasinghe. "Sie verbrauchen 80 Prozent der globalen Produktion, das ist 60 Mal mehr als bei den ärmsten 20 Prozent der Menschen. Diese Reichen sollten wir davon überzeugen, sich an der Lösung der Probleme zu beteiligen."

Die Millenniumskonsumziele könnten eine Erweiterung der Millenniumentwicklungsziele darstellen. Da sie die jeweils Reichsten in einer Gesellschaft betreffen, würden sie länderübergreifend gelten. Kein einzelnes Land könnte die Ziele aufgrund nationalem Besitzstanddenken blockieren. Da der Verbrauchsanteil der Reichsten mit 80 Prozent riesig ist, würden bereits kleine Verhaltensänderungen deutliche Effekte hervorrufen. Konkret schlägt Munasinghe weniger Fleischkonsum vor, eine steigende Besteuerung von Luxusgütern, mehr Energieefizienz durch sparsame Elektrogeräte und Autos mit niedrigerem Benzinverbrauch.

Das mag an sich nicht revolutionär klingen. Doch bisher wird Nachhaltigkeit in Bezug auf Rohstoffverbrauch und CO2-Ausstoss vor allem von Produzenten gefordert. Fabriken, Landwirtschaft und Autoverkehr stehen im Zentrum der Debatte. „Auch Verbraucher beeinflussen durch ihr Konsumverhalten den weltweiten Kampf gegen Hunger und Armut. Dieser Einfluss sollte deutlicher ins Bewusstsein gerückt werden“, sagte Dr. Renée Ernst, Leiterin der deutschen UN-Millenniumkampagne. „Die Konsumziele könnten eine wichtige Ergänzung der Millenniumentwicklungsziele darstellen.“

Die Millenniumskonsumziele sind ein Denkanstoß für die nächste UN Konferenz zu Nachhaltiger Entwicklung 2012 in Brasilien. Wenn die Konsumziele in Gesellschaften verankert sind, könnte sich im besten Fall eine positive Spirale entwickeln, in der Verbraucher und Produzenten gemeinsam für mehr Nachhaltigkeit sorgen. „Das würde die traditionellen von oben verordneten Gesetze durch Regierungen ergänzen, denen der politische Wille fehlt, um mutige Schritte zu unternehmen“, stellt Munasinghe fest.

 

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