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12.10.2010

FAO-Gipfel: Schuldzuweisungen machen Hungernde nicht satt.

Der Welternährungsgipfel in Rom startete am Montag mit einer vermeintlich positiven Nachricht. Die Zahl der hungernden Menschen hat sich laut dem aktuellen Bericht der UN-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft (FAO) verringert und liegt erstmals seit einigen Jahren wieder unter einer Milliarde. Trotzdem ist noch vieles zu tun um den Welthunger bis 2015 zu halbieren. Diverse Nicht-Regierungs-Organisationen (NGO) melden sich kritisch zu Wort.


Am Montag hat in Rom das einwöchige Treffen der UN-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft (FAO) begonnen. An gleicher Stelle formulierten 1996 Regierungsvertreter aus aller Welt ein großes Ziel: Die Anzahl hungerleidender Menschen auf der ganzen Welt zu halbieren. Im Jahr 2000 wurde dieses Vorhaben in der Millenniumserklärung noch einmal konkretisiert. Nur noch zehn Prozent der Weltbevölkerung sollten 2015 unter Armut leiden müssen.

Von diesem Ziel ist die Weltgemeinschaft allerdings trotz zuletzt sinkender Zahlen noch weit entfernt. Zwar fiel die Zahl der Menschen, die mit weniger als 1,25 Dollar am Tag überleben müssen, erstmalig wieder unter die Grenze von einer Milliarde, Optimismus ist allerdings kaum angebracht. Der sinkende Anteil der Hungernden verdecke die dramatische Lage in den Entwicklungsländern, warnte FAO-Generaldirektor Jacques Diof in seiner Auftaktrede. „Die Zahl der Hungernden ist weiterhin inakzeptabel hoch.“

Besonders betroffen sind die Regionen südlich der Sahara, wie zum Beispiel der Kongo, Eritrea oder der Tschad. Aber auch in Südasien leiden viele Menschen an Hunger. Die Experten sehen  Naturkatastrophen, Korruption, Bürgerkriege sowie die hohe Zahl von Aidserkrankungen als Hauptursachen für den Hunger. Gerade Kinder und ihre Mütter leiden besonders unter der Mangelernährung. So stirbt derzeit alle sechs Sekunden ein Kind auf Grund von Nahrungsknappheit. In der Bekämpfung der Unterernährung von Müttern und ihren Kindern sehen die Experten der Welthungerhilfe die größte Herausforderung in den nächsten Jahren. „Mütter, die als Kind schlecht ernährt waren, bringen häufig untergewichtige Kinder zur Welt. Diesen Teufelskreis der Unterernährung müssen wir durch konsequente Beratung und Förderung der ländlichen Entwicklung durchbrechen“, so Präsidentin der Welthungerhilfe Bärbel Dieckmann. 

Neben der Unterernährung bei Frauen und Kindern sind es vor allem zwei Themen, die auf der Agenda der Hilfsorganisationen stehen: „Land Grabbing“ und Nahrungsmittelspekulationen. Die Entwicklungshilfeorganisation Oxfam wies im Vorfeld der Konferenz daraufhin, dass allein in den letzten beiden Jahren mehr als 45 Millionen Hektar in der Dritten Welt aufgekauft und so der Bewirtschaftung durch Kleinbauern entzogen wurden. Die bisher geplanten Regelungen der FAO zur Eindämmung des „Land Grabbing“ seien wirkungslos, so Oxfam. Außerdem seien die Preise für Nahrungsmittel durch Spekulanten auf den Weltagrarmärkten in den letzten Jahren extrem gestiegen. „Allein 150 Millionen Menschen mussten hungern, weil Spekulanten auf steigende Preise und kurzfristige Profite setzten“, erklärt Oxfam-Agrarexpertin Wiggerthale.  Hoffnung auf eine Verbesserung der Lage bestehe nur bei einer klaren Trendwende seitens der Politik und Wirtschaft, ist sich der Ernährungsexperte Bernhard Walter  von "Brot für die Welt" sicher.

Allerdings ist die große Hoffnung auf konkrete Beschlüsse aus Rom bei den Vertretern von Hilfeorganisationen gering. So kritisierte Wiggerthale die Grabenkämpfe zwischen Regierungen im Norden und Süden: „Schuldzuweisungen machen Hungernde nicht satt.“ Oxfam forderte deshalb die Akteure aus den Entwicklungs- und Geberländern auf, ihr verhängnisvolles „Schwarzer-Peter-Spiel“ zu beenden. Ein besonders schlechtes Zeugnis in Sachen Hungerbekämpfung erhält auch die aktuelle Bundesregierung aus CDU und FPD. Statt die vereinbarte Entwicklungshilfe von 0,7 Prozent des Bruttonationaleinkommens anzustreben, werde der Etat für die Entwicklungshilfe weiter gekürzt, kritisierte die Welthungerhilfe am Montag. Um die Lage der Menschen in den Entwicklungsländern entscheiden zu verbessern, sollten kurzfristige außenwirtschaftliche Interessen der Länder zurückgestellt werden, so die Forderung der Organisation.

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Von: Birk Grüling







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