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15.07.2010

Vereinte Nationen schaffen neue Weltfrauenorganisation

Die UN-Generalversammlung beschloss Anfang des Monats einstimmig die Einrichtung einer neuen Weltfrauenorganisation: UN Women wird sich ab dem 1. Januar 2011 weltweit um die Belange von Mädchen und Frauen kümmern. Mit der Fusion der vier Organisationen, die bisher für diesen Arbeitsbereich zuständig waren, soll die Wirksamkeit der Gleichstellungspolitik besonders auf Länderebene gestärkt werden. Damit könnte UN Women einen wichtigen Beitrag dazu leisten, den Umsetzungsprozess der geschlechterbezogenen Millenniumsziele (MDG 3 und MDG 5) zu beschleunigen. Doch noch sind wichtige Fragen offen, wie die Zusammenarbeit mit lokalen Regierungen und der Zivilgesellschaft.


 

Die Gleichstellung der Frauen ist nicht nur eines der grundlegenden Menschenrechte, sie ist auch eine wichtige Voraussetzung für die Erreichung der Millenniumentwicklungsziele. Studien – wie aktuell der Welthunger-Index 2009 – belegen: Die Geschlechtergerechtigkeit fördert die langfristige Entwicklung, das Wirtschaftswachstum und damit den allgemeinen sozialen Fortschritt eines Landes. Mit der Zusammenlegung der vier bestehenden Gleichstellungsgremien wollen die Vereinten Nationen deswegen eine einheitliche Weltfrauenorganisation schaffen, die die Rechte der Frauen auf der ganzen Welt stärkt.

Aus dem Frauenentwicklungsfonds (UNIFEM), dem Büro des Sonderberaters für Gleichstellungsfragen (OSAGI), der Abteilung zur Frauenförderung (DAW) sowie dem Internationale Forschungs- und Ausbildungsinstitut zur Förderung von Frauen (INSTRAW) wird deswegen ab dem 1. Januar 2011 die UN Einheit für die Gleichstellung und Ermächtigung der Frauen – kurz UN Women.

UN-Generalsekretär Ban Ki-moon erklärte anlässlich der Gründung von UN Women: „Ich bin den Mitgliedsstaaten sehr dankbar, dass sie diesen wichtigen Schritt für die Frauen und Mädchen dieser Welt getan haben. UN Women wird die Bemühungen der Vereinten Nationen bei der Förderung der Gleichstellung und Ermächtigung der Frauen weltweit vorantreiben.“

Die Schaffung der neuen Organisationseinheit ist Teil eines Reformprozesses der Vereinten Nationen, welcher Ressourcen und Mandate mit dem Ziel eines breiteren Wirkungsgrades zusammenbringen soll. Vier Jahre lang hat es gedauert, um aus den vier bestehenden Gleichstellungsgremien eine einheitliche Organisation zu schaffen. „Endlich ist die Basis für eine starke und wirkungsvolle Frauenbehörde gelegt worden“, erklärt Paula Donovan von „AIDS- Free World.“ Die NGO ist eine von 300 Frauen- und Menschenrechtsorganisationen, die sich unter dem Akronym GEAR (Gender Equality Architecture Reform) für die Umstrukturierung der UN-Frauen- und Geschlechterpolitik eingesetzt hat.

Zu den GEAR-Aktivisten in Deutschland gehört auch der Deutsche Frauenring (DFR). Der DFR begrüßt zwar die Gründung der neuen Weltfrauenorganisation, mahnt aber an, dass die Stimme der Zivilgesellschaft in den Strukturen der Organisation noch nicht ausreichend integriert ist. Denn bisher ist noch nicht geklärt in welcher Form die NGOs Zugang zu den Sitzungen und den Anhörungen von UN Women haben werden.

„Die NGOs spielen bei der Erreichung der geschlechterbezogenen Millenniumsziele eine wichtige Rolle“, erklärt Dr. Renée Ernst von der UN-Millenniumkampagne, „sie müssen in den Arbeitsprozess von UN Women unbedingt mit einbezogen werden.“ Denn gerade die lokal ansässigen Organisationen seien es, die die Bedürfnisse der Mädchen und Frauen vor Ort am besten kennen und damit die Wirksamkeit der Gleichstellungspolitik steigern könnten.

Ein weiteres Problem der bisherigen Struktur von UN Women sei zudem, dass die Organisation kein klares Mandat hat, um die nationalen Regierungen zu beraten und ihnen eigeninitiativ Vorschläge unterbreiten zu können. „Die Millenniumsziele werden auf nationaler Ebene erreicht. Daher ist es wichtig, dass UN Women ein klares Mandat inne hat, welches der Organisation ermöglicht, Regierungen bei der Ausarbeitung von geschlechtsspezifischen MDG-Programmen zu beraten“, erklärt Ernst und fordert, dass UN Women auch auf nationaler Ebene selbständig aktiv werden kann.

„Es ist wichtig, dass die nationalen Regierungen begreifen, dass die Stärkung der Rolle der Frau unabdingbar ist, um im Kampf gegen Hunger und Armut Fortschritte zu erzielen. Die Millenniumsziele können nur dann fristgerecht erreicht werden, wenn der Fokus auf die gesellschaftliche Stärkung der Frau gerichtet wird“, erklärt Ernst. Denn je geringer der Bildungsgrad, der Gesundheitszustand und die wirtschaftliche Teilhabe einer Frau ist, desto mehr Menschen würden in einem Land an Unterernährung leiden. „Wird die Gleichstellung der Geschlechter gefördert, verbessert sich die Lebenssituation der gesamten Gemeinschaft“, so Ernst. Von UN Women erhofft sich Ernst deswegen, dass sie „Frauen auf der ganzen Welt eine starke Stimme verleiht und sich wirkungsvoll für die Gleichstellung der Geschlechter einsetzt.“

 

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mehr unter:www.un-kampagne.de