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18.05.2011

Istanbul Action Plan: Zahl der am wenigsten entwickelten Länder soll halbiert werden

Die 4. UN-Konferenz für die am wenigsten entwickelten Länder (Least Developed Countries, LDC) wurde vom 9. bis 13. Mai in Istanbul gehalten. Für die Zeit bis 2020 konnten sich die Teilnehmer auf den „Istanbul Action Plan“ einigen. Die Zahl der am wenigsten entwickelten Ländern soll in den nächsten zehn Jahren halbiert werden.


Zu den am wenigsten entwickelten Ländern zählen 48 Staaten, darunter 33 afrikanische, 14 aus dem Pazifikraum und Haiti. Fast eine Milliarde Menschen leben in diesen Ländern. Was hat sich seit der letzten Konferenz 2001 in Brüssel bewegt?

„Wir sind wütend und frustriert“, sagt Dr. Arjun Karki, Vorsitzender des „Civil Society Steering Committee“. „Eine eingehende Analyse zeigt, dass der Brüsseler Aktionsplan keine entscheidende Verbesserung der Armut in den am wenigsten entwickelten Ländern gebracht hat.“

Die Industrienationen haben ihre finanziellen Zusagen von 2001 nicht eingehalten, laut dem Bericht „Towards A World Without LDCs“. Die Entwicklungshilfe floss nicht in die Länder, die sie am nötigsten brauchten. Die Verteilung wurde vor allem von Handels- und Sicherheitsinteressen der Geberländer geleitet. Mehr als die Hälfte der Gelder ging an nur acht Länder. Den Rest teilten sich 41 Staaten, die jedoch 84 Prozent aller Bewohner der am wenigsten entwickelten Länder stellten.

Das „Civil Society Forum“ forderte in Istanbul neben einem Entschuldungsprogramm für die LDCs mehr Massnahmen, um den Ländern auf einem eigenständigen Weg aus der Armut zu helfen. Dazu zähle ein freier Zugang zum Markt für eigene Exporte ebenso wie eine Finanztransaktionssteuer.

Diese Forderungen finden sich im Abschlussdokument der Konferenz, dem „Istanbul Action Plan“, nicht wieder. Die Zahl von 48 am wenigsten entwickelten Ländern soll bis 2020 auf 24 halbiert werden. Als Prioritäten werden die Entwicklung von Infrastruktur, Landwirtschaft und Bildung hervorgehoben. Die Vereinbarungen gehen jedoch nicht über bisherigen Zusagen bei der Klimakonferenz und dem Millenniumsgipfel hinaus.

Dr. Renée Ernst, Leiterin der deutschen UN-Millenniumkampagne, äußerte sich enttäuscht über das Ergebnis. „Die Geberländer beenden die Konferenz mit dem kleinsten gemeinsamen Nenner. Diese Zusagen werden der Verantwortung gegenüber den ärmsten Ländern der Welt und den Menschen nicht gerecht.“

 

Relevante Informationen

Stellungnahme des LDC Civil Society Forum zum Ergebnis der UN-Konferenz

 „Toward A World Without LDCs“ - Bericht des Civil Society Forum

Offizielle Webseite der UN-LDC Konferenz







mehr unter:www.un-kampagne.de