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01.06.2011

„Gipfel der Beliebigkeit“ in Deauville: G8 bleiben Versprechen schuldig

Der G8-Gipfel im französischen Deauville endete am 27. Mai mit enttäuschenden Ergebnissen für die weltweite Entwicklungspolitik. So werden die Demokratie-Bestrebungen in Nordafrika zwar mit Zusagen von bis zu 40 Milliarden US-Dollar unterstützt. Die Armut in Sub-Sahara Afrika stand jedoch nicht auf dem Programm. Die Milliardenversprechen der letzten Gipfel bleiben uneingelöst.


UN Photo/David Ohana

Der Gipfel im sonnigen Deauville drehte sich vor allem um den Libyen-Konflikt und die demokratischen Bewegungen in nordafrikanischen Staaten. Diese werden mit bis zu 40 Milliarden US-Dollar über internationale Entwicklungsbanken unterstützt. Die Lage in anderen Teilen Afrikas wurde damit zur Nebensache. „Es ist gut, dass die G8 dieses Jahr über Freiheit und Demokratie diskutierten; doch die Entwicklung Sub-Sahara Afrikas geriet dabei ins Hintertreffen. Es gibt keinerlei konkrete Zusagen oder eine Strategie dafür, wie die G8 ihre historischen Entwicklungsversprechen erreichen wollen“, beklagte Tobias Kahler, Deutschlanddirektor von „ONE“. „Die G8 sollten jedoch sicherstellen, dass die Ärmsten der Armen die Hilfe bekommen, die sie benötigen, um sich eigenständig aus der Armut zu befreien.“

„Oxfam“ kritisierte die Unfähigkeit der G8, gegebene finanzielle Versprechen einzuhalten. Nach einer OECD-Einschätzung fehlen noch immer 19 Milliarden US-Dollar an offiziell zugesagten Entwicklungshilfegeldern. „Durch kreative Buchführung werden aus 19 Milliarden mal eben 1,27 Milliarden. Aber in der realen Welt kann dies für die Ärmsten der Armen den Unterschied zwischen Leben und Tod bedeuten“, sagte Jörg Kalinski von „Oxfam Deutschland“ und wertete das Treffen in Deauville als „Gipfel der Beliebigkeit“.

Auch die Kinderhilfsorganisation „World Vision“ zeigte sich enttäuscht über das G8-Abschlusskommuniqué. „Erstmals zum Abschluss eines G8-Gipfels enthält ein Kommuniqué viele vage Versprechen, die alten Versprechen zu halten“, sagte Marwin Meier, Gesundheitsexperte von World Vision. „Wir begrüßen, dass die G8-Führer bereit sind, Rechenschaft über die finanziellen Zusagen und geplante Aktionen abzulegen. Sie sollten in dem Bericht aber nachvollziehbar machen, wofür das Geld ausgegeben wurde.“

„World Vision“ kritisierte, dass in dem Kommuniqué unklar bleibe, wie die Länder, die ihre Zusagen bisher nicht erfüllt haben, dazu gebracht werden können, diese einzuhalten. So wurden beispielsweise auf dem G8-Gipfel in L’Aquila 22 Milliarden US-Dollar für Ernährungssicherung versprochen. Mit dem Geld sollten Kleinbauern in den ärmsten Ländern der Welt gefördert werden. Bisher wurde jedoch weniger als ein Viertel des Geldes ausgezahlt.

Dr. Renée Ernst, Leiterin der deutschen UN-Millenniumkampagne, äußerte sich ebenfalls enttäuscht: „Das Treffen in Deauville führt die Reihe von G8-Gipfel mit vertagten Versprechen fort. Damit verlieren die G8 jegliche Glaubwürdigkeit. Um die Millenniumsziele zu erreichen, müssen die finanziellen Versprechen eingehalten werden.“

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