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21.09.2009

Milchgipfel in Berlin: Faire Milchpreise statt Exportsubventionen

Noch bis Donnerstag beraten hochrangige Wirtschafts- und Regierungsvertreter auf dem jährlich stattfindenden Weltmilchgipfel in Berlin über mögliche Wege aus der Milchkrise. Klare Worte gibt es anlässlich des Gipfels seitens der Nichtregierungsorganisation Oxfam: Sie fordert die europäische Milchindustrie zu einem Paradigmenwechsel auf. Statt Unmengen für Exportsubventionen auszugeben, müsse die Milchquote drastisch gesenkt werden, heißt es in einer aktuellen Pressemitteilung. Nur auf diesem Weg könne die Existenz von tausenden Kleinbauern in den Entwicklungsländern gerettet werden.


Während auf dem Milchgipfel in der Hauptstadt über einen möglichen Weg aus der Krise verhandelt wird, spitzen sich die Bauernproteste in ganz Europa zu. Immerhin deckt der derzeitige Milchpreis von zurzeit 18 bis 24 Cent nur die Hälfte der Produktionskosten. Die Forderung der europäischen Bauern an die Vertreter aus der Milchindustrie ist klar: Der Verfall der Milchpreise muss schnellstmöglich gestoppt werden.

Die Nichtregierungsorganisation Oxfam stimmt dieser Forderung in einer aktuellen Pressemitteilung zu, warnt die europäische Milchindustrie jedoch davor, weiterhin mit falschen Instrumenten gegen den Preisverfall vorzugehen. ?Statt weiter auf Exportsubventionen zu setzen, muss die Milchquote endlich drastisch gesenkt werden?, erklärt Marita Wiggerthale, Handelsexpertin von Oxfam. Es sei nicht sinnvoll, weiter auf die Expansion der Milchmenge zu setzen, wenn es dafür keinen Markt gebe.

Etwa eine Milliarde Menschen leben weltweit von der Produktion und dem Vertrieb von Milch. 90 Prozent der Milch werden lokal, lediglich sieben Prozent der Milch international gehandelt. Besonders in den Ländern des Südens könnte die Milchproduktion deswegen einen wichtigen Beitrag zur Armutsbekämpfung leisten. ?Ohne die schädlichen EU-Agrarexportsubventionen könnten viele Kleinbauern mühelos von ihrer Milchproduktion leben?, erläutert Dr. Renee Ernst von der UN-Millenniumkampagne. Doch die EU zerstöre dieses Potential seit Jahren, indem sie mit Hilfe von europäischen Exportsubventionen überschüssige Milch zu Dumpingpreisen auf den Weltmarkt schütte. ?Die Kleinbauern haben gegen die Billigprodukte aus der EU natürlich keine Chance?, erklärt die Kampagnenleiterin.

Nach Angaben von Oxfam hat die EU in einem Zeitraum von zwölf Monaten allein 600 Millionen Euro für Exportsubventionen und Lagerhaltung von Milchprodukten ausgegeben. So liegen die künstlich niedrig gehaltenen Exportpreise der EU derzeit 50 Prozent unter den tatsächlichen Produktionskosten. ?Es findet ein Dumping im ganz großen Stil statt?, ergänzt Wiggerthale. ?Um aus der Milchkrise heraus zu kommen, muss die Milchmenge auf dem internationalen Markt jedoch nicht subventioniert, sondern verringert werden.?

 

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