Seite Drucken


23.02.2011

G20 zu langsam im Kampf gegen hohe Nahrungsmittelpreise

Das G20-Finanzministertreffen in Paris hat erneut keine wirksamen Beschlüsse gegen Nahrungsmittelspekulation hervorgebracht. Oxfam warnte vor einer drohenden Überhitzung der weltweiten Nahrungsmärkte. Die Preise sind in den letzten Monaten dramatisch gestiegen und erreichen annähernd die Höhen der Nahrungskrise 2008.


"Schlechte Politik hat das Welternährungssystem erschüttert, gute Politik kann es wieder richten", sagte Oxfams Agrarexpertin Marita Wiggerthale vor dem G20-Finanzgipfel in Paris. Auf dem Treffen am vergangenen Wochenende konnten sich die Finanzminister jedoch nicht auf konkrete Maßnahmen gegen Spekulation und verzerrende Marktbedingungen einigen. Es blieb bei den Erklärungen, dass die hohen Nahrungsmittelpreise eine Gefahr darstellten und zu Hungerkatastrophen führen könnten. Weitere Berichte internationaler Organisationen über die weltweite Preisentwicklung und Nahrungssicherheit sollen bis zum nächsten G20-Treffen im April abgewartet werden.

„Das Ergebnis des G20-Finanzgipfels ist enttäuschend. Eine Ursachen für die Preisexplosion von Nahrungsmitteln sind unverantwortliche Spekulationen mit Agrarrohstoffen. Wir fordern dringend wirksame Beschlüsse, um diese Spekulationen zu verhindern. Bloße Absichtserklärungen machen die über eine Milliarde Hungernden nicht satt“, erklärt Dr. Renée Ernst, Leiterin der deutschen UN-Millenniumkampagne.

Die Nahrungsmittelpreise erreichten in den letzten Monaten ungeahnte Höhen. Der Preis für eine Tonne Mais lag im Januar 2011 bei 263 US-Dollar und damit nur sechs Prozent unter dem bisherigen Rekord im Juni 2008. Die hohen Preise führten damals zu einer weltweiten Hungerkrise. „Die Weltagrarmärkte sind überhitzt. Die jüngste Preisentwicklung lässt sich nicht alleine mit den realwirtschaftlichen Marktdaten erklären", erläutert Marita Wiggerthale von Oxfam. Sie verweist auf die großen Lagerbestände von Mais und Weizen, die eigentlich für einen niedrigeren Weltmarktpreis sorgen müssten.

Neben wetterbedingten Ernteverlusten und der Erzeugung von Biosprit führt Oxfam die Preisexplosion auf Spekulation und den entfesselten Warenterminhandel zurück. “Um die exzessive Spekulation mit Nahrungsmitteln einzudämmen, sind mehr Transparenz und eine strenge Regulierung des Warenterminhandels dringend notwendig“, forderte Wiggerthale. Sie sieht die deutsche Politik in der Verantwortung, eine stärkere Kontrolle der Nahrungstermingeschäfte durchzusetzen, um die extremen Preisanstiege zu bremsen. "Kanzlerin Merkels Grundsatz, kein Markt, kein Produkt und kein Akteur darf ohne Regulierung und Aufsicht sein, muss auch für den Warenterminhandel gelten.“

Relevante Information







mehr unter:www.un-kampagne.de