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02.03.2010

Neue Studie der DSW: Das Leben von Millionen Müttern ist weiter bedroht

Zehn Jahre nach Verabschiedung der UN-Millenniumsziele zieht die Deutsche Stiftung Weltbevölkerung (DSW) Bilanz: Im Rahmen ihrer Studie „Müttergesundheit im Rahmen aktueller Entwicklungspolitik“ gibt sie einen Überblick über die Umsetzung der gesundheitsbezogenen Entwicklungsziele. Obwohl die Finanzmittel im Bereich Bevölkerung und reproduktive Gesundheit zwischen 1997 und 2007 allgemein gestiegen sind, ist insbesondere die Umsetzung der Müttergesundheit (MDG5) in Gefahr. Doch es gibt auch für diesen Bereich Positivbeispiele.


Die Zahlen der aktuellen DSW-Studie sind alarmierend: Noch immer sterben jährlich 536.000 Frauen an Komplikationen während der Schwangerschaft oder bei der Geburt, 68.000 dieser Todesfälle lassen sich auf unsichere Abtreibungen zurückführen. Ungefähr 200 Millionen Frauen in den Entwicklungsländern haben keinen Zugang zu Verhütung.Angesichts dieser Daten bilanziert der DSW-Report, dass ein sofortiges Handeln der Staatengemeinschaft notwendig ist, um das Ziel der Müttergesundheit fristgerecht zu erreichen.

„Die MDG-Erreichung ist insgesamt nicht befriedigend, aber es gibt ermutigende Fortschritte? auch für den Bereich der Müttergesundheit“, erklärt Dr. Renée Ernst von der UN-Millenniumkampagne, „wenn Regierungen diese Ziele hoch auf ihre politische Agenda setzen, kann in nur kurzer Zeit viel erreicht werden.“ So habe sich beispielsweise der Einsatz moderner Verhütungsmittel in Ruanda in den vergangenen fünf Jahren nahezu verdreifacht und die Anzahl der Geburten, die von medizinischem Fachpersonal begleitet wurden, sei von 40 auf 50 Prozent gestiegen. Auch Äthiopien sei ein weiteres Positivbeispiel für den Bereich Müttergesundheit: „In den vergangenen drei Jahren wurden im medizinischen Bereich 30.000 Personen ausgebildet und damit das Risiko bei Schwangerschaft und Geburt erheblich gesenkt “, erklärt Ernst.

Auch der MDG-Report 2009 bilanziert, dass heute gegenüber 1995 in allen Entwicklungsregionen mehr medizinisches Fachpersonal bereit steht, um bei der Entbindung zu helfen. Der Gesamtanteil der von medizinischem Fachpersonal betreuten Geburten ist in den Entwicklungsregionen deswegen von 53 Prozent im Jahr 1990 auf 61 Prozent im Jahr 2007 angestiegen.

Ein Problem für den Bereich der Müttergesundheit, welches der DSW-Report aufzeigt, ist jedoch die ungleiche Verteilung der Finanzmittel im Bereich Bevölkerung und reproduktive Gesundheit. Denn, obwohl diese zwischen 1997 und 2007 gestiegen sind, wurden die meisten dieser Mittel nicht für die Förderung der Müttergesundheit eingesetzt. Laut der DSW-Studie wurden beispielsweise im Jahr 2007 etwa 75 Prozent des Budgets für Maßnahmen gegen einzelne Krankheiten wie HIV/Aids und Malaria verwendet, nur 17 Prozent flossen in Programme zur Förderung der Müttergesundheit. Während demnach bei der Erreichung des MDG 6, der Bekämpfung von HIV/Aids, Malaria und anderer schwerer Krankheiten, große Erfolge erzielt wurden, ist die Verbesserung der Müttergesundheit noch weit vom Ziel entfernt.

Auch die Leistungen für die beiden Bereiche Familienplanung und Grundlagenforschung haben sich laut der Studie aufgrund der hohen Investitionen in MDG6 konstant verringert: Während 1997 noch 40 Prozent der gesamten Ressourcen für Maßnahmen im Bereich Bevölkerung und reproduktive Gesundheit ausgegeben wurden, waren es 2007 nur noch fünf Prozent.„Es ist sehr erfreulich, dass die Mittel zur Bekämpfung von HIV/Aids in den vergangenen Jahren gestiegen sind", erklärt DSW-Geschäftsführerin Renate Bähr. Um die Millenniumsziele jedoch ganzheitlich zu erreichen, komme es vor allem darauf an, in welche Bereiche investiert werde. „Vorrangig sind hier, die Verfügbarkeit von Verhütungsmitteln sicherzustellen sowie Hebammen und andere medizinische Fachkräften in den Entwicklungsländern besser zu qualifizieren“, erklärt Bähr.

Eveline Herfkens, Gründerin der UN-Millenniumkampagne, betont in einem Interview mit der DSW ebenfalls die Bedeutung der gesundheitsbezogenen MDGs: „Kranke Menschen sind wirtschaftlich weniger aktiv und können sich schlechter gegen Armut und Hunger wehren. Kranke Kinder gehen nicht in die Schule oder lernen weniger, und mangelnde reproduktive Gesundheit verringert erheblich die Chancen von Frauen.“


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mehr unter:www.un-kampagne.de