03.02.2009

Weltsozialforum: Finanzkrise und Klimakatastrophe stehen im Mittelpunkt

Das neunte Weltsozialforum ist im brasilianischen Belém mit Appellen für eine Veränderung der globalen Wirtschaftsordnung zu Ende gegangen. Auf der Abschlusskundgebung am Sonntagnachmittag forderten die Aktivisten außerdem den Schutz des Amazonasgebietes. Mehr als 133.000 Forumsteilnehmer aus rund 142 Ländern waren zu dem sechstägigen Treffen gekommen, das 2001 als globalisierungskritische Gegenveranstaltung zum alljährlichen Weltwirtschaftsforum in Davos ins Leben gerufen wurde.


Offizielle Schlusserklärungen gibt es auch auf dem diesjährigen Weltsozialforum keine: ?Das wäre das Ende des Forums. Die bessere Welt kann nicht dekretiert werden, sie wächst langsam von unten?, erklärte Francisco Whitaker, Mitbegründer des Weltsozialforums. Trotzdem gab es am Sonntagnachmittag große Einigkeit unter den Aktionsbündnissen, als diese auf der Abschlusskundgebung ihre Forderungen vortrugen.

Einig waren sich die Globalisierungskritiker darin, dass die Folgen der Wirtschaftskrise insbesondere für Entwicklungsländer abgemildert werden müssen. Wichtigstes Instrument ist nach Ansicht der Forumsteilnehmer eine grundlegende Reform der Steuersysteme: Nur durch eine international vereinbarte Regulierung könne eine größere Verteilungsgerechtigkeit auf den Finanzmärkten sichergestellt werden. Auf der Abschlusskundgebung forderten die Aktivisten deswegen die Schließung von Steueroasen und die Beendigung der Spekulation an den Lebensmittelbörsen.

 ?Es ist inakzeptabel, dass Entwicklungsländern durch Steuer- und Kapitalflucht jedes Jahr 900 Milliarden US-Dollar entgehen und sie im Gegenzug nur 100 Milliarden Entwicklungshilfe erhalten?, erklärte auch Wilfried Steen, Vorstandsvorsitzender des EED. Mit diesem Geld wäre es möglich, allen Menschen Zugang zu sauberem Wasser und Grundnahrungsmitteln zu verschaffen und alle Aidskranken angemessener zu versorgen. Außerdem könne mit zusätzlicher Entwicklungshilfe eine einschneidende Klimaerwärmung verhindert werden, die in Kürze die Ernten in Afrika halbieren werde.   

Neben den Auswirkungen der Wirtschaftskrise stand auch die Klimapolitik im Amazonasgebiet im Mittelpunkt des Treffens. Aus den Nachbarländern Brasiliens waren mehr als 2000 Ureinwohner zur Veranstaltung gepilgert, um auf die Zerstörung des Amazonasgebietes aufmerksam zu machen. Die Umwelt- und Ureinwohnerorganisation ?Amazonas Watch? erinnerte daran, dass global operierende Unternehmen die natürlichen Ressourcen des wichtigsten Ökosystems der Welt noch immer rücksichtslos ausbeuten. In den vergangenen Jahren seien fast ein fünftel des Regenwaldes gerodet worden, damit große Konzerne mit zusätzlichen Agrarflächen ihre Soja- und Rindfleischexporte vergrößern können.

Die Zerstörung der Regenwälder durch die Industrie raubt immer mehr Ureinwohnern ihre Lebensgrundlage. Sie richteten in Belém deswegen einen einheitlichen Appell an die Regierungen, neue Formen des Wirtschaftens umzusetzen.


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